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22. November 2017, 18:04 :: Allgemein | Community
Autor: Olga Rube
Vergangene Woche haben wir uns beim STEM4Health Meetup im STARTPLATZ spannende Startups aus der Healthcare Branche angeschaut und eHealth im Kontext des in Deutschland hochregulierten Gesundheitsmarktes diskutiert. Heute nehmen wir ein Healthcare Startup aus unserem eigenen Netzwerk unter die Lupe. Im Gespräch mit Dr. Peter Grünberg, Mitgründer und Geschäftsführer des Patient-Relationship-Management Tools visidoo setzen wir uns mit den Hürden der Gründung im Healthcare Sektor auseinander und erfahren, wie für das ambitionierte Jungunternehmen aus dem STARTPLATZ die ideale Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten aussieht.
„Guten Tag Peter! Du bist Gründer und Geschäftsführer von visidoo – die Kommunikationsplattform gilt in Deutschland als erstes PRM (Patient-Relation-Management) Tool und steht für Effizienz und besseres Zeitmanagement. Erzähl uns mehr über euer Produkt.“
„Durch die Vernetzung von Patienten mit Ärzten, Therapeuten und Ambulanzen will visidoo die führende Kommunikationsplattform im Gesundheitswesen werden. Die Digitalisierung von administrativen Kernprozessen unterstützt Praxen und Ambulanzen darin, ihr Zeitmanagement im Bereich Terminvereinbarung, Recalls und Verordnungen spürbar zu optimieren.“
„Welches konkrete Problem wird mit eurem Dienst gelöst und welchen Mehrwert schafft ihr dabei für den Patienten?“
„visidoo bringt das digitale Patient-Relationship-Management in die Arztpraxen und führt dadurch zu Umsatzsteigerung und Vermeidung von Terminausfällen. Erhöhte Vorsorge- und Impfraten steigern die Versorgungsqualität und Zufriedenheit bei den Patienten. Der Stress im Praxisempfang wird auf diese Weise um ein Vielfaches reduziert.“
„Wie ist die Idee entstanden?“
„Aus der Praxis für die Praxis ist visidoo entstanden. Bei der Analyse meiner Praxisabläufe haben sich das Terminmanagement und administrative Patientenkommunikation als eine der größten Ressourcenfresser herausgestellt. Die Kommunikation über das Telefon ist das Nadelöhr der Praxis. Ineffektive Kommunikation sorgt nicht nur für Unzufriedenheit bei den Patienten, sondern erhöht auch den Stresspegel bei den Mitarbeitern. Diese Probleme stehen bei den meisten Praxen auf der Tagesordnung.“
„Warst du vorher schon in der Medizinbranche tätig?“
„Ich bin seit mehr als 20 Jahren als Arzt tätig. Zunächst im Krankenhaus und seit 12 Jahren in eigener Praxis. Schon zu Krankenhauszeiten war ich neben der ärztlichen Arbeit mitverantwortlich für die Prozessoptimierung im Bereich DRG und die Einführung des Krankenhausinformationssystems der Kliniken der Stadt Köln. Nach der Niederlassung mit meinem Kollegen und Praxismitgründer Dr. Berg, haben wir in unserer Praxis sehr viel Wert auf eine optimale Organisation gelegt. Das Resultat sind Wartezeiten unterhalb von 15 Minuten bei ca. 4000 Patienten mit ca. 11.000 Terminen pro Quartal.“
„Wie viele Mitarbeiter hat visidoo?“
„Neben den drei Gründern (Klaus Gottbehüt, Sven Plage und Peter Grünberg) haben wir noch vier weitere Mitarbeiter in den Bereichen Entwicklung, UX/UI-Design, Konzeption und Backoffice.“
„Studien belegen, dass sich jeder zweite Patient digitale Kommunikation mit dem Arzt oder Therapeuten vorstellen kann. Konntest du diese Entwicklung selbst beobachten?“
„Diese Entwicklung kann ich nur bestätigen. Die Bandbreite der Kanäle, über die Patienten Informationen an die Praxis senden können, ist heutzutage extrem weit gefächert. E-Mails, Messenger, SMS etc. machen die Kommunikation extrem unübersichtlich und werden auch teilweise vom Gesetzgeber aus nachvollziehbaren Datenschutzgründen nicht erlaubt. visidoo bündelt diese Kommunikation rechtssicher in einer Plattform. Das Feedback der Patienten zu visidoo ist durchweg positiv. Innerhalb von 12 Wochen haben sich in unserer Praxis bereits mehr als 800 Patienten registriert. Die digitale Kommunikation über visidoo führt schon jetzt zu einer enormen Arbeitserleichterung und höheren Patientenzufriedenheit.“
„Wird euer Produkt bereits in Praxen angewendet?“
„Derzeit arbeiten wir mit ausgewählten Praxen zusammen und befinden uns im Evaluierungsprozess. Das Public Release wird in den nächsten Wochen erfolgen.“
„Wie lässt sich Datenschutz mit eurer Leistung vereinbaren?“
„Datenschutz ist für uns ein sehr wichtiger Faktor. Der Patient hat mit visidoo jederzeit die Kontrolle über seine Daten, die Praxen können diese Daten nur einsehen, wenn der Patient der Praxis dem Zugriff aktiv zustimmt. Es werden nur die Daten ausgewertet, die zur Identifizierung des Patienten in der Praxis notwendig sind. Es erfolgt kein medizinischer Datenaustausch. Die Daten werden verschlüsselt zwischen Praxis und Patienten übertragen und werden auf KV-zertifizierten Servern in Deutschland hinterlegt. Rechtlich werden wir von der renommierten Kanzlei CMS Hasche Sigle beraten.“
„Wie sieht die ideale Kommunikation zwischen Arzt und Patient für dich aus?“
„Um den Patienten bei jeglichen Prozessen ins Zentrum zu rücken, muss das Maß aller Dinge die schnelle, prägnante und effiziente Kommunikation zwischen Arzt und Patient sein. Um unnötige Anfragen und Mehrbelastung der Medizinischen Fachangestellten zu vermeiden, beschränken wir die Kommunikation auf Fragen zu Erinnerungen, Terminanfragen und Terminen. Die Praxis kann Patienten jederzeit via Push-Notifikation und interne Messages informieren.“
„Siehst du diesbezüglich an bestimmten Stellen Optimierungsbedarf im deutschen Gesundheitssystem?“
„Unbedingt. Wir Ärzte nutzen die neuen Kommunikationsmöglichkeiten fast überhaupt nicht. Da hat sich leider in den vergangenen 20 Jahren wenig getan. Die Digitalisierung der Praxen befindet sich meist noch in den Kinderschuhen. Ich sehe hier viele Möglichkeiten für Evolution und Disruption.“
„Welche Erfahrungen hast du als Gründer in der Health Care Branche gemacht? Welchen Herausforderungen musst du dich stellen?“
„Wir haben es beim Healthcare Sektor mit einem sehr vielschichtigen Markt zu tun, der ein hohes Innovationspotential birgt. Jedoch bremsen die umfangreichen gesetzlichen, datenschutzrechtlichen und kassenrechtlichen Vorgaben Innovationen in hohem Maße aus. Wer in der eHealth-Branche Erfolg haben will, sollte die Strukturen in diesem hochregulierten Markt gut kennen.“
„Trotz der Hürden: Würdest du dich nochmal dafür entscheiden, ein Digital Health Startup zu gründen?“
„Ja, ich bin durch und durch Arzt und Optimierer. Ich habe selbst jetzt noch so viele Ideen, dass ich für mich kein Ende sehe. Der eHealth-Markt befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase, die ich sehr spannend finde. Wir werden in naher Zukunft größere Projekte entstehen sehen, die nachhaltig Verbesserung und Innovation in unser Gesundheitssystem bringen. Darauf freue ich mich!“