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26. Juni 2014, 17:14 :: Allgemein
Autor: Matthias Gräf
Der norwegische Unternehmer und Startup Experte Vidar Andersen ist schon über ein Jahr lang ein wichtiges Mitglied der STARTPLATZ-Familie. Vidar unterstützt die Kölner Gründerszene bei unserem monatlichen Rheinland-Pitch mit Training und Moderation, ist als Referent zum Thema Lean Startup aktiv und hält jede Woche bei uns auch seine Sprechstunde.
Hier ein nettes Interview mit Vidar über seine Open Office Hours und warum er so aktiv die Kölner Gründerszene unterstützt. Vielen Dank an Vidar und viel Spaß beim Lesen!
Wie bist du auf die Idee gekommen Open Office Hours anzubieten?
Warum ich das tue? Weil ich amerikanische Mentoren hatte, die mir auch gesagt haben: „Vidar, wir helfen dir bedingungslos, weil wir wissen, dass du auch anderen unbedingt helfen willst.“ Das heißt: Man gibt zurück was einem gegeben wurde.
Ich bin auch der Meinung, dass man viel geben muss, um überhaupt irgendwas selbst zu bekommen.
Als ich selber ein Startup gegründet habe, hatte ich sofort viele Fragen. Es ist gut, dass man mit jemanden darüber reden kann oder einander gegenseitig helfen kann. Einfach, dass jemand nur zuhört, Ratschläge gibt oder Kontakte vermittelt. Ich habe das hier in Köln schon länger gemacht. Seit vier Jahren mache ich das in verschiedenen Formen.
Es war immer nervig Termine zu finden und auszumachen. Da habe ich mir überlegt, wie kann ich das transparenter machen? Sodass ich auch für mehrere Leute zugänglich werde. Jetzt ist es für alle viel einfacher geworden: Jeden Mittwoch ist Vidar von 10 bis 13 Uhr im STARTPLATZ, falls er nicht im Ausland unterwegs ist. Das ist auch für mich viel angenehmer.
Für wen sind deine Open Office Hours gedacht?
Es ist eine Beratung für Leute die ganz am Anfang stehen: Startup Entrepreneure und Studenten, die überlegen ein Startup zu gründen.
Es ist ein Luxus, dass man dein Rat hier im STARTPLATZ kostenlos einholen kann. Warum machst du das?
Genau! Diese Zielgruppe kann sich bestimmt nicht meinen Stundensatz leisten.
Der Grund, warum ich das für Startups und Studenten kostenlos mache, ist ja erstens, weil ich glaube, dass genau sie, die schlechteste Kundengruppe in der Welt sind. Sie haben kein Geld, brauchen das Geld und sind gleichzeitig unglaublich untreu und werden sofort irgendwo anders hingehen.
Auf der anderen Seite ist es total schlechtes Karma diese Zielgruppe überhaupt abzuzocken, weil sie ja überhaupt kein Geld haben.
Mit welchen Fragen kommt man zu dir? Mit welchen Fragen sollte man zu dir kommen?
Ich höre sehr oft: „Ich habe schon was gebastelt, kannst du mir das irgendwie bewerten.“ Oder: „Ich habe eine Businessidee. Es wird riesig und toll sein.“
Man kann von mir ungefiltert kritisches Feedback über Businesspläne und Geschäftsideen bekommen. Und man kann auch Hausaufgaben bekommen.
Was sind die größten Fehler von Startups oder jungen Gründern?
Es gibt mehrere Fehler, aber der größte Fehler, den ich immer wieder sehe, ist dieser ganz große Glaube, dass die eigene Idee irgendetwas wert ist.
Der größte Fehler ist, dass man eine Idee hat, aber nichts getan hat… null in die Welt gebracht hat. Hauptsächlich weil sie denken, dass die Idee so viel Wert ist, dass sie geklaut wird, wenn man etwas äußert, darüber fragt oder etwas tut. Das ist so wahnsinnig falsch!
Das ist mehr als Lebensbetrug. Schlimm zu sagen, aber dann ist es mehr oder weniger deine Alltagsphantasie, was dann ein bisschen wie ein Ventil für den Alltagsfrust funktioniert. Da sollte man sich überlegen, was man sonst so im Leben macht.
Wenn du schon ein laufendes Geschäft hast, dann solltest du natürlich auf Oliver Samwer & Co. aufpassen. Die werden sofort versuchen zu kopieren, da du ihnen gegenüber unerfahren bist und sie viel mehr Ressourcen zur Verfügung haben. Aber bis du ein laufendes, profitables Geschäft hast, wird keiner dich kopieren. Keiner will sich den Schmerz antun.
Was machst du als Berater in solchen Fällen?
Ich sage immer: „Schön, dass du die Idee hast, aber es ist wertlos. Ideen haben wir alle. Das ist nichts wert.“
Jetzt ist die Frage, was hast du bis zum nächsten Mal, wenn wir uns wieder treffen gemacht, um deine Idee zu realisieren oder mindestens versuchen zu verifizieren und validieren, dass diese Idee irgendwie eine Resonanz im Markt hat.
Löst du ein Problem? Oder erfüllst du ein Bedarf bei jemanden? Weißt du das überhaupt? Du meinst, dass du das weißt, aber auf welche Evidenz, welche Fakten stellst du fest? Oh keine!?! Ja, dann geh sie mal einholen. Danach sehen wir uns wieder.
Man muss tatsächlich Beweise auf dem Markt finden, dass man etwas tut, wofür die Leute auch bezahlen würden.
Es geht ja letztendlich ums Geschäft nicht um „feel good“. Ich finde, dass Gründer und Entrepreneure, die alles nett, kuschelig und auf Konsens basiert beraten, schlecht beraten, da der Markt gnadenlos ist. Es ist kein Spielchen für jeden.
Lohnt es sich vor dem Start bei dir vorbeizuschauen?
Ob es sich lohnt, dass weiß ich nicht. Einige werden mich wahrscheinlich danach hassen, weil ich mich mit deren Idee einfach auseinandergesetzt habe.
Aber es lohnt sich einfach in dem Sinne, dass ich keine Rechnung schicke. Zumindest haben sie den Stundensatz gespart. Andere haben dann vielleicht Beratung und damit viel Geld und Zeit gespart. Das ist zumindest was ich gehört habe, dass diese Open Office Hours einigen mehr gebracht hat, als x tausend Euro an irgendeiner Agentur bezahlt zu haben. Da sage ich: Kommt als erstes her und nicht danach.
Die nächsten Termine mit Vidar Andersen findet ihr hier:
Mehr über Vidar Andersen:
Vidar Andersen ist ein norwegischer Unternehmer und Internet-Industrie-Veteran mit über 18 Jahren professioneller Berufserfahrung mit F500 Unternehmen und GOs.
Zur Zeit gründet er Tech-Startups zur Problemlösung und konsultiert F100 Unternehmen in Sachen Corporate Entrepreneurship – Wachstum & Innovation. Des Weiteren hält er Vorträge beim Startup Unternehmertum an Universitäten und hilft dem lokalen Kölner Startup-Ökosystem bei der Organisation verschiedener Veranstaltungen.
Bei NEXT Köln, BiTS Iserlohn, Universität Köln, Rheinische Fachhochschule Köln, Knowmads Business University Amsterdam, Karlshochschule International University, NIT Northern Institute of Technology Management Hamburg, bei Kreativagenturen, TEDx keynoted und Branchenveranstaltungen hielt er diverse Vorträge und Lehrveranstaltungen.
Im März 2014 wurde er eingeladen, den NRW Stand und damit auch Deutschland offiziell als Botschafter auf dem SXSW in Austin, Texas zu vertreten. Außerdem ist er ein GEAP Stipendiat der geschätzten Deusto Business School in Bilbao, Spanien und der Gewinner des nordischen Startup Awards 2012.
Im Jahr 2013 war er einer der Top-5 Must-Know-Menschen in Deutschland durch führende Veröffentlichungen in der Technologie-Branche. Er wurde nach Stanford eingeladen um die Lean Launchpad Instructor Zertifizierung von Steve Blank zu erhalten und vor 100 internationalen Professoren der Unternehmensausbildung über die Kölner Startgemeinschaft zu sprechen. Heute lehrt er das LLP Unternehmertum, den Lehrplan von Stanford und Berkeley, an unseren europäischen Universitäten.
2005 leitete er für fast fünf Jahre die Digital Media-Agentur der T-Mobile International/Deutsche Telekom und war ebenfalls für den Start der DMEXCO verantwortlich. Vor über neun Jahren hat er mit Unternehmen und GOs (Öl-Unternehmen, Verlage, Energieversorger und Regierung) in Norwegen gearbeitet um ihre Software-Probleme zu lösen und ermöglichte ebenfalls viele Internet Industrie-Premieren.
2001 war Vidar Andersen u. a. mit Alan Runyan und Alexander Limi, Mitbegründer des beliebten Open Source Enterprise-Content-Management-System Plone. NASA JPL, CIA, FBI, Lufthansa, eBay, Deutsche Telekom, die Regierung von Brasilien, Hochschule Universität London, Yale University, Oxfam und viele mehr sind Nutzer dieses Programs.
1997 gründete er seine erste Firma blacktar.com, um Unternehmen bei Problemen mit Web-Technologien zu helfen.
Vidar Andersen macht kostenlose Beratung für Gründer auch online: Freie Termine könnt ihr unter https://ohours.youcanbook.me/ finden.
Und warum macht er das?
„Weil die Welt größer als Köln ist.“