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19. April 2016, 12:00 :: Allgemein
Autor: Carolin Gattermann
Im ersten Teil unserer Artikelserie haben wir den Begriff EdTech definiert. Wir haben ein beliebtes Ed-Tech Tool unter die Lupe genommen: nämlich Twitter. Und wir sind der Frage nachgegangen, warum EdTech für Gründer interessant seit kann. In diesem Artikel geht es nun darum, wie man mit EdTech Geld verdienen kann. Genauer: wie man mit Lern-Videos Geld verdienen kann.
„Mit Bildung Geld verdienen? Reitet man da nicht ein totes Pferd?“
Die Frage ist berechtigt. Denn beim Thema Bildung denken viele an Schul- und Hochschulbildung. Und diese sind meist öffentlich finanziert. Damit existiert kaum ein (wirklicher) Markt. Man reitet in diesem Fall zwar nicht ganz ein totes Pferd, aber doch ein ziemlich krankes. Aber Bildung endet nicht mit der Schul- oder Hochschulbildung, und es gibt sie: die Gelegenheiten Geld zu verdienen.
YouTube-Star in Mathematik
In den 1990er Jahren trug die Mathe-Nachhilfe noch Wollpulli und Nickelbrille, roch aus dem Mund nach Kaffee und der Sex-Appeal kreuzte die X-Achse bei Null. Heute ist die Mathe-Nachhilfe auf Star-Niveau angekommen. Daniel Jung etwa aus Remscheid bietet Videos zur Mathenachhilfe auf YouTube an. Er erreicht im Schnitt mit jedem Video 400 000 Views und ist eine Art Rock-Star. Mediakraft Networks ist auf den Zug aufgesprungen und vermarktet die Mathe-Nachhilfe TheSimpleMath ähnlich wie Plattenfirmen früher Backstreet-Boys (tatsächlich stecken auch Mitarbeiter ehemaliger Plattenfirmen dahinter). Auf YouTube finden sich sogar Kuriositäten wie der DorFuchs, der etwa binomische Formeln singt. Allen gemeinsam ist eines: die Lerner lieben Nachhilfe-Videos. Und das gilt nicht nur für Mathe. Sie sind deshalb beliebt, weil sie viele Vorteile für den Lerner mitbringen: es können Verständnisprobleme direkt angegangen werden, anstatt mühsam einen Termin zu vereinbaren. Die Inhalte können so häufig angeschaut werden, bis sie verstanden sind. Es ist lernpsychologisch sinnvoll, bequem und spart Kosten.
Da klingelt die Kasse
Das Berliner „Startup“ SofaTutor hat diesen Trend bereits 2009 erkannt und produziert seit dem Nachhilfe-Videos zu Schul- und Unifächern. Allerdings finden man deren Videos nicht bei YouTube. Sie hosten auf ihren eigenen Servern. Man muss eine Abo-Gebühr für einen Zugang bezahlen. Da klingelt die Kasse. Aber selbst wenn es kostenfreie Lehrvideos wie etwa auf YouTube sind, lässt sich Geld verdienen. Denn die Startup-Szene weiß nur zu gut, dass es auf Traffic ankommt, denn dieser lässt sich monetarisieren – sei es durch Werbung oder Up-/ bzw. Cross-Sell, also für die Zielgruppe relevante Produkte zum Verkauf anbieten.
Lehrvideos sind beim Lerner beliebt. Und sie sind lernpsychologisch sinnvoll: Man lernt effizient und effektiv. Sie reduzieren die Kosten und bieten neue Möglichkeiten. Und das gilt nicht nur für das obige Beispiel der Nachhilfe. Felix Bauer hier aus dem STARTPLATZ hat zum Beispiel einen Lehrvideo-Kurs zum Thema SEO auf der Plattform Udemy veröffentlicht. Udemy ist ein Marktplatz für das Online-Lernen und ermöglicht es, Kurse zu erstellen und zu veröffentlichen. Die Nutzer können auf der Plattform gegen eine geringe Gebühr Online-Workshops zu den verschiedensten Themen finden.
Was macht ein Lehrvideo aus?
Ein Lehr-Video unterscheidet sich etwa von Unboxing- (also schlichte „Auspack-Videos“ wie hier) oder Do-it-yourself-Videos vor allem durch den Inhalt. Lehrvideos haben immer ein Lernziel. Die Inhalte sind gegliedert und bauen logisch aufeinander auf. Sie sind je Lernziel für gewöhnlich maximal fünf bis 20 Minuten lang. Bewährt hat sich ein Format, bei dem man den Dozenten sowie etwa ein Whiteboard oder Screen im Bild sieht. Das reicht für gute Lehrvideos aus. Es gilt das Motto „Didactic drives Technology“.
Hier ein anschauliches Beispiel aus der Mathematik:
Im nächsten Artikel wollen wir noch Mal etwas auf die Lernvideos eingehen und sie vor der (ökonomischen) Theorie der Null-Grenzkosten betrachten. Welche Auswirkungen könnte das haben und was hat das mit dem Schlagwort Dematerialisierung zu tun?