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29. November 2016, 17:30 :: Allgemein
Autor: Olga Rube
Autor: Klaus Janowitz
Internetwoche Köln (24. – 29.10.), das war eine Woche mit ca. 120 Veranstaltungen zu digitalen Themen in der ganzen Stadt. Davon mehrere im Startplatz. Längst geht es nicht mehr nur um Technik, Medien und Marketing. Umgestaltung, Wandel, Transformation erfasst alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft. Bildung und Arbeit zählen dabei zu den ganz wesentlichen Themen.
Seitdem mit dem Web 2.0 der kollaborative Gedanke in den Vordergrund gestellt wurde, sind Begriffe mit Versionsnummer beliebt – manch anderen erscheinen sie aber eher plakativ. So etwa Industrie 4.0. Die Landesregierung NRW knüpft daran an, wenn sie in dem kürzlich veröffentlichtem Leitbild von „Lernen im Digitalen Wandel – Bildung 4.0“ spricht. Bildung ist Grundlage für sozialen Zusammenhalt, gesellschaftliche Teilhabe und wirtschaftlichen Erfolg.
Im Startplatz blieb man am Montagabend (24.10., 18h) mit Education 2.0. aber noch zwei Versionen darunter.
Zur Diskussion waren sechs geladene Gäste auf dem Podium. Vier (oder auch fünf) davon kann man als Gründer bezeichnen: Nawid Salimi von Miamed, einem Lernprogramm mit examensrelevantem Wissen für Medizinstudenten; Alexander Marci, bezeichnet sich als ortsunabhängigen Business Adventurer; Pirmin Vlaho bietet mit Talare digital (jetzt Talare You) Lernen über Netzwerke; Daniel Jung, Social Media Teacher produziert Lernvideos für Mathematik auf Youtube. Dazu Ursula Vranken , Gründerin (1994) des Kölner Institut für Personalentwicklung und Arbeitsorganisation (IPA) und Lutz Becker, Studiendekan an der Fresenius Hochschule gleich nebenan im Kölner Mediapark.
Eingangs stellte jeder in einigen Sätzen sich, seine Angebote und seine Haltung zur Digitalisierung in der Bildung vor. Lutz Becker hatte im Vorfeld einen lesenswerten Beitrag mit zehn Thesen zum Thema veröffentlicht: Weltverbesserungskompetenz ist das Lernziel, Orientierungswissen geht vor Anwendungswissen. Lernen ist Innovation: Lernen muss in einer sich drehenden Welt in der Lage sein, neues Wissen zu erzeugen – den letzten Satz könnte man als Motto über die Diskussion stellen.
Digitaler Wandel ermöglicht neue Bildungsdienstleistungen. Zunächst sind es Nischen und Spezialisierungen, die Gründer besetzen. Das kann ein Lernprogramm sein – oder auch ein individuell eingeschlagener Weg, der Wissensvorsprünge nutzt. Standardisierte Bildungsinhalte können digital verbreitet werden, ein Beispiel sind Lernvideos, die auf den klassischen Nachhilfemarkt disruptiv wirken. Es gibt abgegrenzte Märkte, die Gründern Raum und Entfaltung bieten.
Peer-to Peer Learning hingegen entspricht dem Muster der vermittelnden Plattformen, die wir in anderen Bereichen kennen. Anbieter und Lerner werden über die Plattformen vermitteln und können grundsätzlich die Rollen tauschen.
Nicht ganz geklappt hatte es mit dem Fishbowl- Prinzip Teilnehmer aus dem Publikum rotierend ins Podium einzubeziehen. Stattdessen öffnete sich in der zweiten Hälfte die Diskussion mit reger Beteiligung des fachkundigen Publikums. So rege und energiegeladen, dass eine halbe Stunde überzogen wurde, und niemand es zu bemerken schien. Die Diskussion hätte noch lange weitergehen können und wurde auch beim anschliessenden Get together fortgesetzt.
Ein klares Ergebnis lässt sich nicht aus der Diskussion ziehen, dazu ist das gesamte Feld zu wenig einheitlich. Möglichkeiten und Effekte der Digitalisierung stossen im gesamten Bereich von Bildung an unterschiedlichen Stellen an. Von anderen Systemen unterscheidet sich das Bildungssystem durch den dominierenden öffentlichen Bereich im Schulwesen und den staatlichen Universitäten. Deren Aufgabe ist es Medienkompetenz als Grundlage gesellschaftlicher Teilhabe im Sinne von Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zu vermitteln.
Einige Gedanken lassen sich festhalten: Wesentlich bleibt der Vorrang der Persönlichkeitsbildung. Das geht bis hin zu den Wurzeln persönlichkeitsbildender Pädagogik. In einer sich ständig wandelnden Welt ist dem einzelnen besser geraten, seine generellen Kompetenzen zu entwickeln, als standardisierten Ausbildungswegen zu folgen. Medienkompetenz ist Voraussetzung.
Es bleibt zudem der Eindruck, dass das Bildungssystem in seiner Gesamtheit in einer Phase ist, in der sich vielfältige neue Möglichkeiten zeigen – ein Transformationsdruck von aussen wegen der Bedeutung des öffentlichen Sektors (noch) wenig besteht.
Am darauf folgenden Dienstag, den 25.10. konnte man das Thema in den Räumen der IHK Köln beim World Café Transformation der Systeme fortsetzen – mit einigen personellen Überschneidungen. Bildung und Arbeit waren zwei der gesetzten Themen.
Über den Autor:
Klaus Janowitz ist tätig als sozialwissenschaftlicher Freiberufler in Köln. Online- Forschung, Text und Internetredaktion gehören zu seinen wesentlichen Arbeitsbereichen. Seine Spezialgebiete sind Netnographie und digitaler Wandel.
Website: www.klaus-janowitz.de
Blog: www.klaus-janowitz.de/wordpress
Weitere Interessante Beiträge liefern Lutz Becker, Studiendekan der Hochschule Fresenius, zum Thema „Education 2.0“ und Pirmin Marko Vlaho, Learning & Development Professional, über die „Veränderung der Bildung durch die digitale Transformation“.