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18. Oktober 2017, 15:20 :: Aktuelle Trends | Allgemein
Autor: Olga Rube
„Ich streiche nicht mal eben meine Fabrik anders an und dann geht’s genauso weiter. Was wir brauchen ist eine komplette Umstrukturierung.“
Die ADG setzt als führende Managementakademie stetig neue Impulse in der digitalen Welt und bedient sich ihres innovativen Expertennetzwerks, wenn es darum geht, seinen Kunden auch in Zeiten des digitalen Wandels die besten Lösungen zu bieten. Im Gespräch mit Innovationsspezialist Boris Janek erfahren wir, warum es mit einem Scrum-Workshop nicht getan ist und die aktive Veränderung der Unternehmenskultur unumgänglich ist.
Beim Reverse Pitch – einem Format, bei dem die Rollen eines klassischen Startup Pitches getauscht werden – steht die ADG, Akademie Deutscher Genossenschaften am 24.10. gemeinsam mit Unitymedia bei der New Work Week in Düsseldorf auf der Bühne. Dabei bekommen Startups und Gründungsinteressierte wertvolle Einblicke in Zukunftsvisionen, Projekte und neue Geschäftsideen des Unternehmens und haben die Möglichkeit, in der anschließenden Diskussionsrunde Fragen zu stellen. Diskutiert wird hier im Wesentlichen die Digitalisierung, vor allem im Hinblick auf Personal – und nicht zuletzt an welchen Stellen es Anknüpfungspunkte für Kooperationen mit Startups gibt.
Hallo Boris, schön dass du heute im STARTPLATZ bist. Du bist bei der ADG, der Akademie Deutscher Genossenschaften, als Diplom Sozialwissenschaftler und Spezialist für Geschäftsmodellinnovationen tätig. Erzähl uns kurz, mit welchen Aufgaben du es täglich zu tun hast.
Ich bin jetzt seit zwei Jahren bei der ADG als Spezialist für Geschäftsmodellinnovationen tätig. Schlussendlich habe ich vier grobe Aufgabenbereiche: Ich arbeite daran, neue digitale Geschäftsmodelle für die ADG zu entwickeln und Mitarbeitern der ADG dabei zu helfen, Innovationsmethoden zu erlernen. Als Akademie Deutscher Genossenschaften arbeiten wir überwiegend für Banken – wir setzen Innovationsprogramme auf, führen Hackathons mit ihnen durch und helfen ihnen auf diese Weise, innovativer zu arbeiten.
Eine besondere Herzensangelegenheit ist es mir, mehr genossenschaftliche Gründungen zu fördern und uns an dieser Stelle stärker mit Startups zu vernetzen – sozusagen eine Genossenschaftliche Gründerbewegung zu initiieren. Wir wollen Gründer auf die Idee bringen, anstelle ein durch Venture Capital finanziertes Startup zu gründen, eine Genossenschaft ins Leben zu rufen.
Boris Janek
„Ihr Erfolg ist unsere Motivation.“ Diese Unternehmensleitlinie verfolgt die ADG. Was bedeutet das für dich bzw. wie wird das umgesetzt?
Wir bei der ADG befinden uns selbst momentan in einem starken Veränderungsprozess und entwickeln unseren Leitfaden stetig weiter. In erster Linie sind wir bei der ADG dafür da, Menschen und Organisationen dabei zu helfen, Neues zu lernen und zu schaffen. Bei der Entwicklung von neuen Dingen versuchen wir, uns um den Kunden herum zu organisieren. Wie bei vielen Unternehmen, die es schon lange gibt und die aus der analogen Welt kommen, sind wir gerade dabei, uns neu aufzustellen, weil die Welt da draußen sich verändert hat.
Warum ist New Work ein Thema, das dich beschäftigt?
Ich bin seit vielen Jahren im Innovationsumfeld tätig und interessiere mich nicht zuletzt aufgrund meines Soziologiestudiums dafür, was den Menschen ausmacht und wie Menschen gemeinsam Dinge entwickeln können. Ich bin auf der Suche nach neuen Modellen, wie zusammengearbeitet werden kann und wie man lernt, gemeinsam mit dem Kunden auf ein Ziel hinzuarbeiten. Dabei zentrieren wir uns an verschiedenen Organisationsformen, die drei Kernelemente immer gemeinsam haben: Selbstorganisation, Ganzheitlichkeit und evolutionärer Sinn. Einerseits für die ADG: Um schneller zu sein und agiler arbeiten zu können, aber auch um für unsere Kunden eine Arbeitswelt zu schaffen, wo der Mensch mit mehr Spaß und somit auch mehr Erfolg arbeitet.
Die drei Pfeiler der New Work sind Selbständigkeit, Freiheit und Teilhabe der Gemeinschaft. Was ist deiner Ansicht nach das wichtigste Attribut?
Für mich ist Teilhabe an der Gemeinschaft das wichtigste Element der New Work. Das Konzept Genossenschaft war ursprünglich, also vor etwa 150 Jahren, eine andere Art gemeinschaftliche Institution für Problemlösung. Das ist eine Denkweise, die man in der Zukunft immer stärker brauchen wird, um beispielsweise Plattformen aufzubauen, von denen nicht nur der Einzelne profitiert, sondern Alle. Wie wäre es, wenn aus Airbnb ein genossenschaftliches Airbnb wird?
Wie wirkt sich die digitale Transformation auf die Gestaltung deiner täglichen Arbeit aus?
1999 war ich selber schon in einem Startup. Ich kenne das Internet und die Digitalisierung seit langer Zeit. Auf meine tägliche Arbeit wirkt sich Digitalisierung dahingehend aus, dass wir inzwischen viel stärker in Netzwerken arbeiten, dass wir viel schneller arbeiten und begreifen müssen, dass lineares Denken an vielen Stellen einfach nicht mehr funktioniert. Dass wir heutzutage sehr viel mehr experimentieren und auch mal Fehler machen und machen können, um auch aus diesen zu lernen. Dazu gehört auch, dass wir uns in unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Die Geschwindigkeit in der Startup Welt ist natürlich eine ganz andere als die unsere. Deshalb sind Führungskräfte, die vorangehen, enorm wichtig. Hier gilt es außerdem, ein gemeinsames Mindset zu entwickeln und aktiv daran arbeitet, die Unternehmenskultur zu verändern.
Wird New Work in deinem Arbeitsalltag bei der ADG gelebt?
Viele Methoden werden bei der ADG bereits angewendet. Was jedoch nicht nur bei der ADG, sondern auch in vielen etablierten Unternehmen fehlt ist Nachhaltigkeit. Häufig geschieht es, dass man in bestimmten Formaten zwar schon mit neuen Methoden und Tools arbeitet, dennoch verfällt man oft in alte Verhaltensmuster. Es reicht nicht aus, eine neue Methode einmal angewendet zu haben. Wir müssen auch lernen, das Alte zu verlernen. Mit einem Design Thinking oder Innovationsworkshop ist es nicht getan. Es geht darum, ein Mindset bei allen Kollegen zu etablieren und darauf aufzubauen.
Sind Veränderungen in Unternehmen in Richtung New Work zu beobachten?
Fakt ist, dass in den meisten deutschen Unternehmen, die aus der analogen Welt kommen, also etwa 70 – 80 %, die Veränderungen erstmal gar nicht spürbar sind. Es werden zwar kleine Schritte gegangen. Bei näherer Betrachtung in die innere Struktur eines Unternehmens können jedoch kaum Neuerungen festgestellt werden. Meiner Ansicht nach bedarf es einer zweiten Organisation im Unternehmen, die dann die Dinge vorantreibt und die Learnings mit in die alte Welt bringt.
Der Aufwand, den Unternehmen betreiben, um sich in Richtung New Work umzupolen, ist enorm. Inwiefern macht sich dieser Aufwand bezahlt?
Er macht sich in dem Sinne bezahlt, dass ohne diese Veränderungen Unternehmen schlichtweg nicht mehr konkurrenzfähig sind. Die Methoden, die wir früher angewendet haben, waren für das Industriezeitalter optimal geeignet – im Informationszeitalter sind diese vollkommen überholt. „Ich streiche nicht mal eben meine Fabrik anders an und dann geht’s genauso weiter. Was wir brauchen ist eine komplette Umstrukturierung.“ Wenn man diese nicht vollzieht, werden nicht nur Unternehmen, sondern auch Institutionen und Parteien vom Markt verschwinden.
Die meisten etablierten Unternehmen sind so weit weg von digitalen Technologien, dass sie die Disruptionskraft, die hinter den von jungen Gründern angewandten Methoden steckt, gar nicht erkennen. Startups bringen oft ein enormes Knowhow mit, wenn es darum geht, digitale Software zu entwickeln. Ich bin mir sicher, dass Unternehmen so einiges von Startups lernen können.
Wie können Unternehmen dazu beitragen, hierarchische Organisationsstrukturen hinter sich zu lassen und die Arbeitswelt der Zukunft proaktiv zu verändern?
Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg gehen. Es gibt keinen gewünschten „one best way“. Meiner Meinung nach braucht ein Unternehmen geschützte Räume, in denen experimentiert werden darf. Dabei sollte versucht werden, möglichst viele Menschen einzubinden. Ein Unternehmen sollte sich außerdem die folgenden Fragen stellen: Welche Werte verfolgen wir? Was erwartet der Kunde? Wofür sind wir eigentlich da? Was können wir Neues entwickeln und wie halte ich mich an die Bedürfnisse meiner Kunden? Es gilt, das Alte zu transformieren und das Neue zu erfinden. Vielen Unternehmen fehlt schlichtweg eine klare Zukunftsvision. Es sind neue Herangehensweisen gefordert. Ein Thema, das wir auf der New Work mit unserem Beyond Design Thinking – Innovation of Meaning Workshop aufgreifen. Dieser Welt fehlt es nicht an Ideen und Lösungen, sondern an Bedeutungen. Technologien und innovative Ideen sind wichtig– Unternehmen dürfen aber auch nicht vergessen, wofür sie da sind.
Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus? Was wird sich deiner Ansicht nach in den nächsten zehn Jahren tun?
Fakt ist, dass die digitale Welt immer stärker Einzug hält. Themen wie künstliche Intelligenz und technische Systeme wie Interfaces rücken in den Fokus. Viele klassische Jobs wird es in Zukunft nicht mehr geben. Es wird sehr stark kollaborativ gearbeitet werden, über Unternehmensgrenzen hinweg, in Form von Open Innovation und Ökosystemen wie dem STARTPLATZ. Kreativität wird eine große Rolle spielen. Die Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen. Menschen werden sehr viel stärker selbstorganisiert und in kleinen Teams arbeiten. Es wird sehr viel weniger Hierarchie geben, was dazu führt, dass Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen – quasi ein Unternehmertum im Unternehmen. Es wird weniger Festanstellungen, dafür mehr Freelancer geben. Wir werden in einer Selbstständigkeitswelt leben, in der Menschen viele verschiedene Selbständigkeiten haben und dadurch ihr Einkommen generieren.
Nun seid ihr ja auch beim Reverse Pitch auf der New Work Week in Düsseldorf vertreten. Was erhofft ihr euch durch die Teilnahme an diesem Format und was können Besucher erwarten?
Mein Kollege Carsten Rhinow wird beim Reverse Pitch auf der Bühne stehen. Wir möchten uns öffnen für Startups, Programmierer und innovative Köpfe. Unser Manko bei der ADG ist, dass wir zwar eine hohe Expertise im Bildungsbereich und bereits die ein oder andere Geschäftsidee entwickelt haben, von der wir glauben, dass sie erfolgreich sein könnte – wir wären jedoch kaum in der Lage diese umzusetzen. Uns fehlt es an Technologie und Selbstentwicklung. Wir sind auf der Suche nach Startups, die Lean Startup Methoden anwenden und Lust haben, mit uns zusammen zu arbeiten – als Dienstleister, in einer Kooperation oder auch als Joint Venture. Es geht uns also auch darum, unser Netzwerk zu vergrößern. Seit über zwei Jahren sind wir nun schon am STARTPLATZ. Wir möchten Startups unsere Plattform an Experten anbieten, was wir auch jetzt schon mit den Mak3Its machen. Kurz gesagt: Wir möchten voneinander lernen und uns inspirieren lassen.
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