Smart Script gewinnt Startup Weekend Education Cologne 2017 - STARTPLATZ

Smart Script gewinnt Startup Weekend Education Cologne 2017

18. Dezember 2017, 14:56 :: Allgemein | Community | Veranstaltungen

Autor: Olga Rube

Vom 20. bis 22. Oktober 2017 fand im Kölner Startplatz das zweite Startup Weekend Education Cologne statt. Das Startup Weekend Education ist ein Community-Event, das Gründungswilligen (wie auch Gründungserfahrenen) die Gelegenheit gibt, ihre Ideen zum Thema Bildung und Human-Resource innerhalb von 54 Stunden umzusetzen. Während Gründungswillige das kleine 1×1 des Gründens kennenlernen und anwenden, nutzen Gründungserfahrene ein Startup Weekend, um Ideen auf den Weg zu bringen, Netzwerke aufzubauen und Mitgründer zu finden. Der Artikel beschreibt typische Schritte und Probleme in der ersten Gründungsphase und zeigt auf, wie das Team von Smart Script diese vorbildlich gemeistert hat.


Der Anfang — eine erste Idee und das Business Model Canvas

Das Team um Pritika Raj, Henning Möllers, Fabian Hadiji und Mehmet Karakus formierte sich um die Idee, mit einer App Studenten beim Erstellen von Lernmaterialien zu helfen und den Lernprozess auf eine Weise zu gestalten, die schneller zum Prüfungserfolg führt. Das erfahrene Team überführte das Wertversprechen mithilfe des Business Model Canvas in ein Geschäftsmodell, erstellte eine Empathy Map und verschaffte sich anschließend einen groben Überblick über die Frage: Is It Worth Doing? Ist also der Markt groß genug, dass es sich auch lohnt? Nach einer ersten Recherche schien dies gegeben. Auch war eine erste Einschätzung zur technischen Realisierbarkeit positiv. Das größte Risiko für Smart Script – wie für so viele Startups – war der Markt. Sollte das Wertangebot auf Nachfrage stoßen und war diese auch bereit, Geld dafür zu bezahlen?

Das Wertangebot vertiefen – welches konkrete Problem versucht das Team zu lösen?

Das Team um Smart Script ging davon aus, dass Studenten während der Vorlesungen Notizen anfertigen, (ältere) Mitschriften sammeln und in Begleitmaterialien markieren. Um für eine Prüfung zu lernen, schreiben viele die markierten Stellen heraus und sortieren sie. Das kostet Zeit und Mühe. Genau hier will Smart Script ansetzen. Mithilfe einer intelligenten Bilderkennungs-Software sollten markierte Textstellen automatisch erkannt und eingelesen werden können. Diese markierten Stellen sollten dann als eine Art „Karteikarte“ abrufbar sein. Und ähnlich einem individualisierten Karteikasten sollten sich die Ergebnisse nach Können sortieren lassen um nur jene zu wiederholen, die noch der Festigung bedürfen.

Das Gewinnerteam Smart Script beim Startup Weekend Education Cologne
 

Customer Interviews – wie das Team herausbekommt, ob das Angebot auf Nachfrage trifft

Moderne Gründungsmethoden wie der Customer Development von Steve Blank helfen die Annahmen eines Geschäftsmodells kostengünstig und zügig zu validieren, indem man u.a. potentielle Kunden danach befragt. Und genau das tat das Team. Bereits Samstag morgens um 8 Uhr traf es sich vor der Kölner Universitätsbibliothek, um mit den Studenten zu sprechen. Das hört sich leichter an, als es getan ist: denn fremde Menschen ansprechen ist nicht jedermanns Sache. Und auch wenn man sich überwindet, bleiben immer noch einige Hürden zu nehmen. Eine davon ist die Frage, was man in solchen Interviews genau fragt? Daniel Bartel von der MAK3it und einer der Coaches beim Startup Weekend Education kennt dieses typische Problem und unterstützte mit einer Session zu „The Mom-Test“. Der Mom-Test hilft verwertbare Interviewergebnisse zu bekommen. Denn Befragte vermeiden häufig negative Beurteilungen und äußern aus falschverstandener Gefälligkeit Kaufabsichten – die sie aber nicht einhalten. Das sendet falsche Signale und konterkariert das Ziel.

Unsicherheiten und Zweifel – mit stetigen Anpassungen und Veränderungen den richtigen Weg finden

Das Team führte über ein dutzend Interviews durch. Die Ergebnisse waren uneindeutig. Einige der Annahmen wurden widerlegt, andere bestätigt und manchmal auf Grund des Feedbacks geschärft. Dennoch war die Ernüchterung beim Team groß. Denn fast alle Befragten äußerten, dass sie diese „bequeme“ Lösung zwar nachvollziehen können, sie aber nicht wirklich benötigten. Folglich kam es auch zu keinen Kaufabsichten. Das Team kehrte zurück in den STARTPLATZ und reflektierte noch Mal. Hatte man wirklich die passenden Studenten für das Produkt befragt? Denn das Team erkannte, dass man samstags morgens vor der Universitätsbibliothek wohl nicht gerade jene Studenten antrifft, die den Aufwand zur Erstellung von Lernmaterialien scheuen. Folglich beschloss man, die Zielgruppe zu segmentieren. Weg von der allgemeinen Gruppe Studenten hin zu „weniger strebsame Studenten“ und „Studenten mit Berufserfahrung“. Das Wertangebot „Reduktion des Arbeitsaufwandes“ und „Zeitersparnis“ sollte mit dieser Zielgruppe besser räsonieren. Das Team führte mit dieser leicht geänderten Zielgruppe 30 weitere Interviews durch. Die Ergebnisse schienen anfänglich ähnlich uneindeutig. Allerdings stieß das Wertangebot jetzt hin und wieder auf reges Interesse und es wurden sogar Kaufabsichten geäußert. Ein erstes wichtiges Zeichen. Experten sprechen bei diesen Personen von „Earlyvangelists“. Earlyvangelists glauben an die Vision, sie sehen ein wichtiges Problem für sich gelöst und kaufen das Produkt – auch wenn es noch gar nicht geliefert werden kann. Auch wenn das erfahrungsgemäß sehr wenige sind, so ist es ein wichtiger Indikator. Darüber hinaus kann im engen Austausch mit diesen das Produkt weiterentwickelt werden. Das Produkt kann reifen – und Schritt für Schritt mehr Kunden finden.

Auf sich aufmerksam machen und Gelder einsammeln – der Pitch

Soweit kam es aber nicht. Denn der Samstag war bereits vorüber und das Team musste sonntags die Präsentation vorbereiten. Ein Startup Weekend geht über 54 Stunden und endet sonntags mit dem Pitch vor einer Jury und Investoren. Und hier überzeugte das Team von Smart Script, denn die Jury zeichnete es mit dem ersten Platz aus.

Der Startup-Weekend — ein wichtiger Beitrag zur Entrepreneurship Education

Ein Startup Weekend bietet die Möglichkeit in echten Lebenszusammenhängen zu lernen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Der Lernprozess entsteht mit der Umsetzung der (eigenen) Geschäftsidee. Die Beurteilung der Lern- und Arbeitsleistung vollzieht sich im Spannungsfeld des Feedbacks von (potentiellen) Kunden und Investoren (Jury). Es ist also „lebensecht“ und entzieht sich künstlicher Lernräume. Den Teilnehmern stehen darüber hinaus auf Zuruf erfahrene Gründer aus der Startup Community zur Verfügung, wobei sich ihr Hilfsangebot auf das Stellen von (guten) Reflexionsfragen reduziert. Es werden also kaum Inhalte vermittelt, der Lerner erschließt sich diese selber. Entrepreneurship Education entsteht im Spannungsfeld echter Erfahrung im Austausch mit unterschiedlichen Stakeholdern. Die Bildung ist also zu großen Teilen non-formal und informell. Und die Lernprozesse ergeben sich unabhängig davon, ob es sich um Anfänger oder erfahrene Gründer handelt.
 

Autor: Pirmin Vlaho

Customer Development & Entrepreneurship Education


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