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20. Dezember 2018, 14:38 :: Allgemein | Erfolgsgeschichten
Autor: Olga Rube
Wie bringt man als Frau den Mut auf, sich in einer männerdominierten Welt durchzusetzen und ein eigenes Unternehmen zu gründen? Drei Unternehmerinnen aus Köln machen es vor und bestätigen, dass immer mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen: Pamela Barrón, Christina Biermann und Melusine Reimers über Mut, Disziplin und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein.
Vielfältiger kann ein beruflicher Werdegang wohl kaum sein: Pamela Barrón, Mitgründerin des Start-ups Djahé, hat in Bezug auf ihre Karriere viel ausprobiert. Der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten folgte das Lehramtsstudium. Dann die Eröffnung des kleinen indonesischen Familienrestaurants in Köln, in dem sie von Tag eins an mitwirkte und auf dem heute nicht nur exotische Mahlzeiten auf der Tageskarte stehen. Die unter den Gästen beliebte, von Pamelas Vater nach einem Familienrezept ursprünglich von Hand hergestellte Ingwerlimonade namens Djahé ist inzwischen in ausgewählten REWE-Filialen erhältlich und gilt als Verkaufsschlager. Zudem gehört das erfrischende Getränk in einer Vielzahl an Restaurants im Kölner Umkreis bereits zum Inventar. Und doch ist der Erfolg der jungen Geschäftsfrau nicht zu Kopf gestiegen. Denn als hingebungsvolle Mutter kennt sie auch die Kehrseite des Gründens.
„Ein eigenes Business zu betreiben, bedeutet oft auch Verzicht, die Bereitschaft, Prioritäten zu setzen und sich zwischen Dingen zu entscheiden.“
Als Solo-Gründerin des Mode-Start-ups #allbageverything wusste Christina Biermann bereits in jungen Jahren, dass sie an die Front muss, um etwas Eigenes zu schaffen – und was es heißt, Mut zu beweisen. Als junges Energiebündel begann sie vor einigen Jahren eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau beim 1. FC Köln. Das Interesse für Mode schon damals stets präsent, nahm sie nach Abschluss der Lehre eine neue Stelle in einer Modeagentur an. Kurze Zeit später sollte sie ihrem ersten Designer-Schmuckstück begegnen: einer Handtasche von Marc Jacobs im Wert von 300 Euro, die augenblicklich ihr Herz in Beschlag genommen hatte. Nachdem sie sich ihre zweite Designer-Handtasche von Alexander Wang für 600 Euro geleistet hatte, war es um sie geschehen. Das eher schmächtige Gehalt ging praktisch gänzlich für Klamotten und Taschen drauf, bis der Kleiderschrank irgendwann aus allen Nähten platzte. Radikale Veränderungen mussten her und so fing sie an, Kleidungsstücke auszusortieren und ihre einst mädchenhaft eingerichtete Wohnung in eine schlichte und minimalistische Oase zu verwandeln.
„Irgendwann musste ich die Reißleine ziehen und so kam mir die Idee eines Online-Shops, in dem man Designertaschen mieten kann, ohne sie kaufen zu müssen. #allbageverything bietet eine minimalistische Lösung, die es jeder Frau ermöglicht, sich ihre Traumtasche zu leisten, ohne ein Vermögen auszugeben.“
Melusine Reimers ist eine Frau mit klarer Vision: Mit Exzellenz absolvierte sie ihr Studium in Philosophie, Soziologie und Medienwissenschaften in Frankfurt. Derzeit promoviert sie über soziale Grenzsetzung und Normen. Das Thema Unternehmensgründung war bereits während des Studiums allgegenwärtig: Im Jahr 2013 gründete die Unternehmerin mit sozialer Ader gemeinsam mit einer Kommilitonin das Start-up academic experience Worldwide e. V. – eine Organisation, die sich für hoch qualifizierte Geflüchtete einsetzt. Nach dem Studium fing sie an, in der Karl Kübel Stiftung zu arbeiten. Schnell stellte sie fest, dass ihr der Mehrwert und die Entscheidungsmacht fehlten. Als sie einige Zeit später ihren späteren Geschäftspartner Julian kennenlernte, ergriff sie die Gelegenheit und gründete prompt das Nachhaltigkeits-Start-up READYMADE – das erste Sharing-Modell für die Möbelbranche in Deutschland.
„Als Unternehmerin muss man sich ein dickes Fell zulegen, wenn man ernst genommen werden will. Ich glaube, dass es wichtig ist, als Frau seinen ganz individuellen Führungsstil zu finden und felsenfest hinter seiner Idee zu stehen.“
Artikel erstmals erschienen in „Die Wirtschaft Köln“. In der PDF auf S. 18 nachzulesen.