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27. März 2019, 17:48 :: Aktuelle Trends | Allgemein
Autor: Bianca Kuehn
Wer ein Unternehmen ins Leben ruft, stößt auf seinem Weg unweigerlich auf Hürden. Jeder erfahrene Gründer weiß, dass das Scheitern ein fester Bestandteil von Erfolg ist. Solche Herausforderungen bringen stets auch eine Chance mit sich – die Chance auf Veränderung und damit auch auf Verbesserung. Schlussendlich muss jedes Startup seinen individuellen Weg finden. Auf welche Hürden es dabei trifft, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Die Erfahrung zeigt aber, dass einige Schwierigkeiten gehäuft auftreten und vielen Gründern zu schaffen machen. Wer diese also kennt, kann frühzeitig sowie richtig reagieren oder ihnen sogar präventiv aus dem Weg gehen. Welche sind das?
Jeder Mensch macht Fehler – vor allem bei einer Unternehmensgründung. Es handelt sich um einen natürlichen Lernprozess, welcher natürlich bestenfalls schlussendlich zum Erfolg führt. Allerdings erklärt das zugleich, weshalb schätzungsweise 80 bis 90 Prozent aller Startups innerhalb der ersten drei Geschäftsjahre scheitern. Die Anschlussfinanzierung ist beispielsweise ein häufiger Stolperstein oder die Einstellung der ersten Mitarbeiter. Solche Hürden können ein Startup den Kopf kosten, aber oftmals vermieden werden, wenn die Gründer sich richtig darauf vorbereiten. Welche also sind die gängigen Hürden und wie können diese gemeistert werden?
Mit der Geschäftsidee steht oder fällt ein Startup. Das richtige Produkt beziehungsweise die richtige Dienstleistung ist zwar noch keine Garantie für Erfolg – andersherum kann aber kein Unternehmen funktionieren, wenn dessen Geschäftsidee keinen Markt hat.
Ein umfassendes Monitoring vor der Gründung eines Unternehmens ist deshalb essentiell und der wichtigste Bestandteil im Businessplan. Ziel ist es, Marktpotenziale sowie Wettbewerber zu identifizieren und darauf basierend realistische (!) Zukunftsprognosen zu errechnen. Viele Gründer neigen hierbei bewusst oder unbewusst zum „Schönreden“ – weil sie selbst von ihrer Geschäftsidee und dem Traum vom eigenen Unternehmen überzeugt sind.
Vielen Startups wird der Mangel an Barmitteln, sprich die fehlende Liquidität zum Verhängnis. Sie können also gewisse Verluste oder Leerlaufzeiten nicht finanziell überbrücken und müssen somit aufgeben, bevor ausreichend Kunden und somit auch Einnahmen gewonnen werden konnten. Das kann noch vor dem Eintritt in den Markt passieren oder auch in den ersten Jahren der Geschäftstätigkeit. Wurden diese gemeistert, stellt – wie bereits erwähnt – die Anschlussfinanzierung ebenfalls ein häufiges Problem dar. Wenn die ersten Seed-Finanzierungen oder Fördermittel aufgebraucht sind, fehlt es nach rund zwei bis drei Jahren an Geld für das weitere Wachstum.
Die Liquidität des Unternehmens muss von Anfang an sichergestellt werden. Gegebenenfalls lohnen sich hierfür bereits präventiv Verhandlungen mit den Investoren und Business Angels, sodass diese im Fall der Fälle schnell mit Zwischenfinanzierungen einspringen. Eine bewährte Strategie liegt zudem darin, sich schon frühzeitig international aufzustellen und Investoren für die Anschlussfinanzierung zu suchen, bevor es zu spät ist.
Die Geschäftswelt befindet sich inmitten eines Umbruchs, doch viele Unternehmen haben Schwierigkeiten mit dem Sprung in die digitale Ära. An dieser Stelle zu sparen, ist für Startups einer der größten Fehler. Denn so sind später umso größere Investitionen fällig, um die digitale Transformation zu meistern. Zudem kann es einen großen Wettbewerbsvorteil bedeuten, bereits jetzt das Unternehmen auf „digitale“ Beine zu stellen, während die etablierten Konkurrenten noch hinterherhinken. Allerdings betrifft das auch die digitale Verwaltung. Eine Studie kam demnach zu dem Ergebnis, dass sich 63 Prozent der Gründer die Digitalisierung von Verwaltungsvorgängen wünschen.
Jeder Gründer sollte von Beginn an das Unternehmen möglichst umfassend digitalisieren. Dabei gilt es aber, die Schnittstellen nicht aus den Augen zu verlieren. Das betrifft zum Beispiel die digitale Verwaltung. In welche digitalen Systeme investiert wird, hängt also auch von den Partnern der digitalen Verwaltung sowie deren „Grundgerüst“ ab. Womit und wie also arbeiten die zukünftigen Geschäftspartner sowie Verwaltungsbehörden – diese Frage entscheidet darüber, in welche digitalen Komponenten ein Startup investieren sollte.
Neben dem finanziellen, ist der menschliche Faktor das größte Risiko in jedem Startup. Mit seinem fortschreitenden Wachstum müssen im Regelfall auch Mitarbeiter eingestellt und Teams zusammengeführt werden. Der Gründer rutscht in die Rolle der Führungskraft sowie – zumindest zu Beginn – oftmals auch in jene eines Personalers. An dieser Stelle kann fehlendes Knowhow oder eine schlechte Menschenkenntnis aber verheerende Folgen für das Unternehmen haben. Viele gescheiterte Startups berichten von Teams, die nicht zusammenpassen. Konflikte, Missverständnisse und daraus resultierende Fehler können das Unternehmen viel Zeit sowie Geld kosten. Gut ausgebildete, zuverlässige und vor allem motivierte Mitarbeiter sind der Grundpfeiler eines jeden erfolgreichen Unternehmens.
Produkte beziehungsweise Dienstleistungen sind dann auf dem Markt erfolgreich, wenn sie ein Problem lösen. Allerdings handelt es sich dabei häufig um Scheinprobleme. Sie existieren also in der Realität überhaupt nicht oder nur in so geringem Ausmaß, dass die Zielgruppe zu klein ist. Vielleicht ist das Problem auch nicht schlimm genug, als dass sie für dessen Lösung (viel) Geld ausgeben würden.
Die Erfahrung zeigt, dass jene Startups die besten Erfolgschancen genießen, welche das Problem selbst kennen. Die Gründer leiden also selbst unter der Problematik wie einer speziellen Krankheit und wissen daher ganz genau, was ihre Zielgruppe wünscht sowie benötigt. Wer hingegen ein Problem lösen möchte, das er selbst nicht kennt, muss doppelte Vorsicht walten lassen. Bestenfalls werden dann Experten mit der entsprechenden Erfahrung in den Gründungsprozess einbezogen.
Auch, wenn das Kernprodukt auf einer guten Geschäftsidee basiert und erfolgversprechende Perspektiven bietet, muss es noch „gut“ umgesetzt werden. Qualität ist das A und O für jedes Unternehmen, denn schnell spricht sich in der Zielgruppe herum, ob es seine Versprechungen halten kann oder nicht. Qualitätsmängel können somit einen verheerenden Imageschaden nach sich ziehen und einem Startup den Garaus machen, bevor es sich überhaupt am Markt etablieren konnte.
Es gilt somit, von Beginn an großen Wert auf das Qualitätsmanagement zu legen. Fehlende finanzielle oder zeitliche Mittel dürfen niemals auf Kosten der Qualität ausgeglichen werden. Sie steht somit unangetastet an der Spitzenposition der Prioritätenliste – und stattdessen kann bei Problemen an anderen Stellschrauben wie der Finanzierung, dem Personal & Co gedreht werden, bis das gewünschte Ergebnis vorliegt.
Ohne zahlungswillige sowie zufriedene und treue Kunden kann kein Unternehmen auf Dauer am Markt existieren. Gründern sollte deshalb klar sein, wie wertvoll Kundenfeedback für sie sein kann. Anstatt dieses zu ignorieren, muss es also bewusst eingeholt sowie ausgewertet werden. Das Ignorieren von Kundenfeedback ist somit einer der häufigsten, zugleich aber auch gefährlichsten Fehler in der frühen Phase eines Unternehmens.
Bestenfalls wird Kundenfeedback bereits eingeholt, bevor (!) das Unternehmen ins Leben gerufen wird. Auf gut Deutsch: Befragungen der Zielgruppe im Voraus können bei der Erstellung des Businessplans helfen und somit das Startup von Beginn an in die richtige Richtung lenken. Anschließend gilt es, den Dialog mit den Kunden als andauernden Kreislauf zu sehen – ein Prozess zwischen ständigem Feedback und stetiger Verbesserung also. Je näher das Unternehmen seinen potenziellen oder bestehenden Kunden bleibt, umso geringer ist die Gefahr, diese aus den Augen zu verlieren. Denn dann folgen Probleme wie Reklamationen, die Abwanderung zur Konkurrenz oder zu geringe Einnahmen – um nur einige Beispiele zu nennen. Das Kundenfeedback ist zudem Ausgangspunkt einer jeden Marketing-Strategie.
Letzten Endes lässt sich niemals mit Sicherheit voraussagen, ob ein Startup Erfolg haben wird und auf welche Hürden es dabei trifft – oder an welchen Hindernisse es schlussendlich scheitert. Jedem Gründer sollte bewusst sein, dass er die Zukunft nur bedingt in der Hand hat und sein Vorhaben stets auch ein großes Risiko bedeutet. Doch wer die häufigsten Probleme präventiv angeht, genießt zumindest schon einmal bessere Chancen und wird nicht unvorbereitet überrumpelt. Das bedeutet nicht, dass diese Hürden nicht dennoch auftreten können. Doch zumindest wissen die Gründer dann bereits, wie sie mit diesen umgehen müssen und planen langfristig in die „richtige“ Richtung.