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16. September 2019, 10:56 :: Aktuelle Trends | Community | News
Autor: Josefine Brüster
Das Thema Patentschutz – international als Intellectual Property bezeichnet – wird von vielen frisch gebackenen Unternehmern mit langwierigen und kostspieligen Prozessen assoziiert, als lästige Nebenbei-Aufgabe, die von den Kernaufgaben ablenkt und den ohnehin prall gefüllten Terminkalender überstrapaziert. Und dennoch: wer Investoren überzeugen und wettbewerbsfähig bleiben will, kommt nicht umhin, seine Innovationen und damit sein geistiges Eigentum zu schützen. Um auch die Startups aus dem STARTPLATZ für die Chancen der IP zu sensibilisieren, setzt die Patentanwaltskanzlei BVK (Bayer Vorberg Kayser) als neuer Plattformpartner auf das starke Ökosystem im STARTPLATZ. Im exklusiven Interview mit den Patentanwälten Dr. Martin Kayser und Dr. Jens Vorberg, sprechen wir über die Chancen, die sich hinter gewerblichen Schutzrechten im Hinblick auf den Unternehmenswert verbergen und erfahren, warum IP ein zentraler Bestandteil jeder Unternehmensstrategie sein sollte.
Hallo Martin, du bist Patentanwalt bei der BVK, die 2018 von der Wirtschaftswoche zur Top Kanzlei für Patentrecht gekürt wurde und vertrittst dort die Interessen deiner Mandanten vor dem Deutschen Patent- und Markenamt, dem Europäischen Patentamt, dem Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt in Alicante (Europäisches Markenamt) und bei der Weltorganisation für Geistiges Eigentum (WIPO) in Genf. Erzähl uns mehr über deinen beruflichen Werdegang!
Martin: “Hallo Olga, sehr gerne! Nachdem ich 1996 mein Ingenieurstudium in der Fachrichtung Bergbau an der TU Berlin absolvierte, begann ich meine berufliche Karriere als Ingenieur bei der Rheinbraun AG (heute RWE Power AG), wo ich mich der Gewinnung und Förderung von Braunkohle widmete. Im Anschluss daran folgte meine Ausbildung im Gewerblichen Rechtsschutz, die mich schließlich dazu befähigte, das Patentanwaltsexamen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) abzulegen. Bei der BVK vertrete ich meine Mandanten in den Bereichen Fahrzeug- und Energietechnik, Bergbau- und Umwelttechnik und erneuerbare Energien im Hinblick auf technische Schutzrechte (Patente, Gebrauchsmuster) sowie Marken, Design und- und Lizenzrecht.
Blickt man auf meinen beruflichen Werdegang, fällt schnell auf, dass ich eine hochgradig technische Ausbildung hinter mir habe. Das liegt daran, dass Patentanwälte streng genommen keine Juristen sind, vielmehr handelt es sich um Ingenieure oder Naturwissenschaftler, die über mehrjährige Berufserfahrung verfügen, bevor sie die Befugnis erlangen, als europäische Patentanwälte Schutzrechte und Patente anzumelden. Parallel zu meiner Tätigkeit bei RWE habe ich zudem gemeinsam mit meinem Zahnarztfreund Stephan Clasen das Startup cleverdent (heute Dentsply) gegründet und 2005 zum Exit gebracht. Die Erfahrungen, die ich als Gründer machen durfte, haben mich insofern insbesondere auch für die Themen Kosten und Finanzierung von IP sensibilisiert, in meinem konkreten Fall also mit der Herausforderung, Geldgeber für cleverdent zu finden.”
Patentschutz oder auch Intellectual Property ist wohl eines der wichtigsten Themen, mit dem Startups sich beschäftigen (müssen). Welchen Rat sollten sich Gründer diesbezüglich besonders zu Herzen nehmen?
“Neben Fragen zu einer technischen Neuheit sind auch Fragen, die den Markenschutz betreffen, extrem drängend. Leider schwingt beim Thema Marken- und Patentschutz für viele junge Gründer eine bedrohliche Note mit. Sie assoziieren IP mit zeit- und kostenintensiven Maßnahmen und extensiven Recherchen. Wir als Patentanwälte sehen es als eine unserer Missionen, Unternehmer daran zu erinnern, dass der Schutz der eigenen Marke einen grundlegenden Faktor für den Geschäftserfolg darstellt.
Der wohl wertvollste Tipp, den ich innovativen Startups mit auf den Weg geben kann, ist es, sich so früh wie nur irgend möglich Gedanken darüber zu machen, von welchen Schutzrechten sie Gebrauch machen wollen und welche patentrechtlichen Leistungen im Rahmen ihres Budgets liegen. Leider wenden sich viele Unternehmer viel zu spät an uns: etwa wenn der erste Messebesuch sich als Patent- und Markenrechtsverletzung erweist und beispielsweise die Änderung der Marke als unausweichliche Konsequenz nach sich zieht. Wer jemand anderem durch die unbefugte Nutzung einer Marke auf die Füße tritt, muss mit hohen Bußgeldern und Schadensersatzzahlungen rechnen. Einige dieser Fehler lassen sich zwar ausbügeln, können und sollten jedoch vermieden werden. Der frühe Erstkontakt zu qualifizierten Patentanwälten ist daher sehr empfehlenswert, um einen möglichen finanziellen Schaden erst gar nicht entstehen zu lassen.”
Warum ist euch die Zusammenarbeit mit Startups wichtig?
Jens: “Der wohl ausschlaggebendste Beweggrund für die Kooperation mit Startups ist für uns die einzigartige Chance, von Tag eins an, Teil einer gemeinsamen Geschäftsstrategie zu sein und die spannende Aufbauphase eines jungen Unternehmens zu verfolgen und aktiv mitzugestalten. Um die sinnvollste Unternehmensstrategie für ein Startup auszuarbeiten, steht der persönliche Kontakt mit den Gründern für uns an erster Stelle. Nach einem intensiven Austausch mit dem Team, machen wir uns daran, Antworten auf essentielle patent- und markenrechtliche Fragestellungen zu finden und dafür zu sorgen, dass das junge Unternehmen eine IP aufbaut und folglich gut abgesichert ist.
Was wir als Patentanwälte beobachten ist, dass viele Entrepreneure – insbesondere zu Beginn der Unternehmensgründung – die positiven Auswirkungen der IP auf den Unternehmenswert unterschätzen. Der Schutz der eigenen technischen Entwicklungen und auch der entwickelten Marken bietet Startups nicht nur einen klaren Wettbewerbsvorteil, sondern kann auch bei einem geplanten Exit der entscheidende Knackpunkt sein, um potentielle Käufer an Bord zu holen. Für die Teams aus dem STARTPLATZ wollen wir daher nicht nur unser Know-How im Rahmen der Experten-Sprechstunde zum Thema IP weitergeben und etwa über den WIPANO-Zuschuss, eine öffentliche Patentförderung, informieren.
Da wir seit einiger Zeit gut in der Startup-Welt vernetzt sind und über gute Kontakte zu Venture Capital Gesellschaften verfügen, ist es uns zudem ein Anliegen, Startups über Fördermöglichkeiten zu informieren und ggfs. auch in die Rolle des Vermittlers zu treten, der via Quervernetzung etablierte Unternehmen und/oder Venture Capital Fonds mit Startups zusammenzubringt.”
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