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8. Juni 2022, 12:21 :: Aktuelle Trends | Allgemein
Autor: Marius Weide
Junge Unternehmen schmücken sich gerne mit dem Label „Agile“ und positionieren sich als kreativer Innovator in der Business-Welt. Doch häufig ist unklar, wieso Agilität vor allem in einer immer digitaleren Welt so wichtig ist. Agile Methoden und Techniken sind nämlich mehr als einfach nur ein neues Mindset im Führungsstil oder Prozessmanagement. Zudem ist längst nicht jedes Startup automatisch agil. Wir erklären Dir, was agiles Arbeiten bedeutet, wie sich das auf die Struktur im Unternehmen auswirkt und welchem Prinzip die Methoden basieren.
Im Ursprung lässt sich das Schlagwort Agile auf das sogenannte „Agile-Manifest“ aus dem Jahr 2001 zurückführen. Dieses enthält eine Sammlung von üblichen Methoden und Kreativtechniken aus der Softwareentwicklung. Da die 17 Autoren allesamt angesehene Größen der Branche waren, erweckte das Manifest schnell die Aufmerksamkeit von Unternehmern und Innovatoren aus dem Bereich der „New Economy“. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass agile Prozesse hervorragend zur Logik der digitalen Unternehmenswelt passen. Die Prinzipien agiler Methoden sind so in den letzten Jahren zu einer bewussten Agenda vieler Startups geworden. Agilität wird als Grundvoraussetzung für Unternehmensstrukturen und Arbeitsweisen betrachtet, die im Zeitalter der Digitalisierung dafür sorgen, dass das eigene Business konkurrenzfähig bleibt. Doch längst nicht jedes junge Unternehmen, welches mit kreativen Methoden arbeitet, lebt den Ansatz in Gänze. Stattdessen stellt Agilität eine umfassende Unternehmensphilosophie dar, die zielorientiert agiert, den Kunden in den Mittelpunkt rückt und in der Lage ist, flexibel auf äußere Umstände zu reagieren.
Da das Agile-Prinzip auf ein hohes Maß an Flexibilität baut, hat es einige Besonderheiten, Vorteile aber auch Nachteile gegenüber der gängigen Wasserfall-Methode. Trotz der massiven Vorzüge agiler Arbeitsweisen im Zuge einer fortschreitenden Digitalisierung, muss das Konzept in letzter Konsequenz auch zum eigenen Unternehmensmodell passen. Bei der herkömmlichen Wasserfall-Methode wird ein Projekt vorerst konzeptionell entwickelt. In einem nächsten Schritt entsteht dann das spätere Produkt, was sich anschließend unter Marktbedingungen beweisen muss. Wenn hohe Planungssicherheit im Vordergrund steht, dann ist diese Vorgehensweise noch immer sinnvoll. Branchen, die sich hingegen schnell verändern und ständig neue Herausforderungen bieten, fahren mit Agilität besser. Eine agile Projektorganisation hat keinen festgelegten Start- und Endpunkt, sondern nutzt Feedbackschleifen, um schnell auf unvorhersehbare Risiken und Chancen zu reagieren. Die Rahmenbedingungen für ein Projekt werden dafür so gestaltet, dass alle Beteiligten sich bestmöglich einbringen und selbstständig Entscheidungen treffen können. Produkte durchlaufen dabei einen eigenen Evolutionsprozess, der sie möglichst perfekt an unbeständige Bedingungen anpasst. Deshalb wird Agilität im schnelllebigen digitalen Zeitalter immer wichtiger.
Agile Prozesse lassen sich nicht auf einen konkreten Katalog von „Dos and Don’ts“ herunterbrechen, doch anhand bestimmter Beispiele lässt sich das Potenzial für das eigene Unternehmen besser verstehen. Entscheidend ist dabei immer das bereits erwähnte Prinzip eines eingebauten Feedback-Mechanismus. Digital Natives fügen sich oft schnell in die innere Logik agiler Prozesse ein. Folgende agile Methoden und Techniken kann Dein Team nutzen:
Das Design Thinking wurde aus der Architektur übernommen und umfasst die Problemlösung anhand einer konkreten Kreativitätstechnik. Am Anfang steht dabei das Verstehen. Die Problemlöser müssen sich die Frage stellen, wie sich der Sachverhalt aus der Perspektive eines Kunden darstellt. Erst dadurch kann im nächsten Schritt die Aufgabenstellung in ihrem vollen Umfang erfasst werden. Auf dieser Grundlage entwickelt das Team dann Ideen, die zur Entwicklung von Prototypen führen. Nach dem Test des Prototyps wird der Prozess wiederholt.
Kanban Boards dürften selbst diejenigen kennen, für die Agile bisher ein komplettes Fremdwort war. Das bekannteste Tool aus dem Bereich der Agilität kann sowohl physisch als auch in digitaler Form genutzt werden. Mithilfe von Karten, die bestimmten Spalten und Zeilen zugeordnet werden, visualisiert man die zu erledigenden Aufgaben. Die Rollen und Aufgabenbereiche der jeweiligen Teammitglieder lassen sich so anschaulich und übersichtlich darstellen.
Die Idee hinter Scrum ist eine andere. Bei diesem Ansatz wird die Problemstellung in drei Dimensionen erfasst: Umfang, Zeit und Mittel (oder Ressourcen). Das Team arbeitet bei, Scrum-Modell in Sprints. Diese sollten allerdings nicht länger als wenige Tage oder Wochen dauern. Nach dem Sprint kommt das Team wieder zusammen und legt die Ziele für den nächsten Sprint fest. So lassen sich Prioritäten im Rahmen der aufeinander folgenden Sprintintervalle verschieben und neu zuordnen.
Ganz anders sieht es bei der Standup-Methode aus. Diese setzt bewusst auf häufige Feedbacks. Die Idee dahinter ist, dass alle Beteiligten das Team in täglichen Meetings über den Fortschritt der zugeteilten Aufgaben unterrichten und gemeinsam über aufgetretene Probleme und Chancen diskutieren. Welche Methode nun am besten für ein Projekt geeignet ist, muss anhand des Projekts, der Unternehmensstruktur und der Teamgröße entschieden werden. Aus diesem Grund haben mittlerweile selbst die bekanntesten Unternehmensberater das Thema aufgegriffen, um Klienten bei der Implementierung dieser neuen Prozesse und passender digitaler Hilfsmittel zu unterstützen.
Viele große Unternehmen und Konzerne greifen zunehmend agile Konzepte oder sogar eine umfassende Agile-Philosophie auf, um den Anforderungen der digitalen Gegenwart gerecht zu werden. Aufgrund erhöhter Transparenz und einer offenen Kommunikation haben Mitarbeiter die Möglichkeit sich viel selbstbestimmter einzubringen. Unternehmen können das vorhandene Know-how so wesentlich besser für sich nutzen. Durch das fortlaufende Feedback und ständige Anpassungen stehen die internen Abteilungen in einem interdisziplinären Austausch, dank der sich innovative Dynamiken entwickeln. Selbst umfangreiche Projekte behalten mit agilen Methoden eine innere Struktur und arten nie in Chaos aus. Als netter Nebeneffekt entlastet dies die Mitarbeiter in Führungspositionen, sodass Sie sich weniger mit zeit- und ressourcenraubendem Monitoring befassen müssen.