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6. Februar 2017, 10:16 :: Allgemein
Autor: Olga Rube
Am 18. Januar 2017 starteten Die Schuhleister ihr Crowdfunding-Projekt. Mittlerweile haben Sie bereits mehr als die Hälfte ihres Finanzierungsziels über die Schwarmfinanzierung erreicht! In der zweiten Ausgabe unserer Interviewreihe erzählen euch Die Schuhleister welche Faktoren ein erfolgreiche Crowdfunding-Projekt ausmachen, und warum Sie sich für diese Art der Finanzierung entschieden haben.
Hallo!
Die Schuhleister GmbH & Co. KG ist ein B2B Verfahrensanbieter mit Maß-Lösungen rund um Fuß und Schuh. In den vergangenen 3 Jahren haben wir ein 4 stufiges Verfahren entwickelt um mittels 3D Technologie die Schuhindustrie 4.0 zu realisieren. Im ersten Schritt erhalten wir via 3D Scan des Kundenfußes eine 100% akkurate 3D Abbildung des Fußes. In Schritt 2 und 3 wird daraus zunächst digital und physisch per 3D Druck ein individueller Schuhleisten erstellt. Dieser wird in Schritt 4 dem Produzenten zur Verfügung gestellt um die individuellen Produkte zu fertigen. Mittels dieses Verfahrens sind wir in der Lage einerseits physische Produkte (Maß- und Konfektionsschuhe, Leisten, Einlagen uvm.) und andererseits digitale Produkte, wie Schuhgrößenzuordnung, Leistendigitalisierung zu erstellen.
Zur Herstellung der physischen Produkte kooperieren wir derzeit mit Herstellern aus Ungarn und Portugal. In 2017 werden weitere spezialisierte Hersteller, wie Segelschuhhersteller, High-Heel Hersteller etc. hinzugewonnen. Als Teil des Fullfillments kümmern sich die Schuhleister auch um den Einkauf der Materialien in verschiedenen europäischen Ländern. Diese Prozesse werden durch das Multi-Webshop- bzw. Backend-System der Schuhleister gemanagt.
Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten haben wir uns für den Weg als B2B Verfahrensanbieter entschieden. Die Betreuung und Unterstützung der globalen Vertriebspartner geschieht aus dem 3D-Kompetenzzentrum der Schuhleister in Köln heraus. Jedoch dank der Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung und 3D-Scan-Technologie bestehen können wir für unserer Vertriebspartner und somit den Endkunden Services und Produkte international angeboten werden.
2. Crowdbuilding ist enorm wichtig und etwas, mit dem man nicht früh genug anfangen kann. Was sind eure Tipps zum erfolgreichen Aufbau einer Crowd?
Der wichtigste Punkt zum Crowdbuilding in unserer Perspektive ist es die potentielle Crowd zu kennen. Die Angebote für die Crowd zielgruppengerecht zusammenzustellen und entsprechend um die Kampagne herum, zielgruppen-spezifische Aufmerksamkeit zu erzeugen. In unserem Fall suchen wir nach zwei Arten von Partnern:
Wir haben festgestellt, dass sich unsere potentiellen Partner von der Qualität unserer Produkte zunächst selbst als Endkunde überzeugen möchten. Dazu haben wir Schuh- und Bootpackages zusammengestellt, bei der der potentielle Partner einen individuellen Maßschuh erhält, den er mit seinem individuellen Branding gestalten kann. Somit erhält der potentielle einen Schuh, den er im späteren Verlauf der Zusammenarbeit als Sample Schuh verwenden kann, sich jedoch auch aus Endkundenperspektive von der Qualität, Passform, Fullfillment und zugehörigen Services überzeugen kann.
3. Wie seid ihr auf das Thema Crowdfunding in Deutschland (oder ggf. auch Crowdinvesting) gekommen?
Im Sommer 2016 haben wir eine Finanzierung durch den Investor 7×7 erhalten, Crowdfunding sehen wir für uns jedoch nicht als weiteres Investmentinstrument. Unser Hauptziel ist, dass die Kampagne wahrgenommen wird d.h., unmittelbar PR und somit Produktionssteigerung. Kickstarter als Plattform mit über 10 Mio. Nutzern, die an neuen Geschäftsideen und –Inspirationen interessiert sind, scheint uns dafür optimal.
4. Welche Vorteile seht ihr jeweils in Crowdfunding bzw. Crowdinvesting?
Gegenüber dem Crowdinvesting, bei dem Unternehmensanteile in unterschiedlichen Formen angeboten werden, ist das Crowdfunding, bei dem sozusagen Umsatz vorweggenommen wird, für uns die attraktivere Lösung. Aufgrund unserer Unternehmensform der GmbH & Co. KG, sowie unserer persönlichen Unternehmensstrategie ist die Herausgabe vieler Anteile an viele Investoren nicht vorteilhaft. Die Grundlage für unsere Arbeit sind stark investitionsbehaftetet Maschinen wie 3D Scanner- und Drucker, sowie zugrundeliegende digitale Prozesse. Mit dem Ziel der Skalierung müssen wir langfristig in der Lage sein größere Investmentsummen am Market beschaffen zu können. Aus Gesprächen wissen wir jedoch, dass viele Investoren einer solchen Größe dem Crowdinvesting und einer Masse an Kleinstinvestoren sehr kritisch gegenüberstehen. Um unsere Chancen vorab nicht zu behindern, sehen wir das Crowdfunding als vorteilhafter.
5. Warum habt ihr euch letztendlich für Crowdfunding statt Crowdinvesting entschieden?
Das Crowdinvesting steht unserer Unternehmensstrategie entgegen, vor allem jedoch unsere Zielsetzung nach internationaler Aufmerksamkeit ist der ausschlaggebende Punkt sich für Crowdfunding zu entscheiden.
Bei Kickstarter wird als Kampagnen Ziel eine finale Summe definiert, die über den Vorabvertrieb von Produkten oder Merchandise erreicht wird. Die finale Summe abzüglich der Kosten für die Kampagne und die Produkte wird letztendlich für ein vorab definiertes Investitionsziel genutzt. In unserem Fall vertreiben wir unsere Produkte, d.h. die finale Summe muss um die Herstellungskosten der Produkte, sowie die Marketingkosten der Kampagne reduziert werden. Mit den verbleibenden finanziellen Mitteln werden wir in unser 3D Kompetenzzemtrum investieren, konkret werden wir in 3D Scanner und Drucker investieren um unser Partnermodell langfristig skalieren zu können.
6. Welche Erfolgsfaktoren zeichnen eurer Meinung nach eine gute Crowdfunding/-Investing Kampagne aus?
Unsere Recherche hat ergeben, dass insbesondere Kampagnen jene Unternehmen besonders gut ankommen, deren Kampagnenseite viele hochwertige Infos hat sowie ein qualitativ hochwertiges Video beinhaltet. Das soll sowohl das Unternehmen, die Hintergründe und den Inhalt der Kampagne einfach vermitteln. Um unsere Kampagnenseite entsprechend zu gestalten, haben wir einen Fokus gesetzt vorab qualitativ hochwertiges Foto- und Videomaterial zu erstellen und präzise, aussagekräftige Texte zusammenzustellen – copy-paste wäre hier fatal.
Bereits vor dem Launch als auch während der Umsetzung muss neben der Betreuung möglicher Kundenanfragen vor allem externes Marketing aufgesetzt und umgesetzt werden. Hierfür müssen bereits im Vorhinein Pressekontakte, Blogs, Facebookgruppen etc. identifiziert und angeschrieben werden. Ebenso muss der Content selbst Mailings, Facebookposts, Blogeinträge etc. erstellt und mit interessanten Video- und Bildmaterial unterlegt werden um größtmögliche Aufmerksamkeit zu erzeugen. Eine Planung welcher Content wann, was, wohin ist elementar um hier die größtmögliche Reichweite und somit unmittelbar das Kampagnen zu erreichen.
Der wichtigste Punkt ist eine realistische Einschätzung des Arbeitsaufwandes! Ob Kickstarter oder andere Kampagnen – keine sollte mal eben ‚on-the-go’ gemacht werden. Die Vorbereitung der Kampagen, die Durchführung der Marketingmaßnahmen, die Betreuung der Kundenanfragen und letztendlich die Ausführung der Aufträge geht mit einem erheblichen Arbeitsaufwand einher. Allein mit den Vorbereitungen ist ein Teammember in Vollzeit beschäftigt – während der Umsetzung wird dieser je nach Bedarf durch zwei oder drei weitere Teammember unterstützt.
7. Welche Projekte eigenen sich besonders für Crowdfunding/Crowdinvesting?
Unsere Recherche hat gezeigt, das insbesondere physische Endkundenprodukte besonders gut oft vertrieben werden und gut funktionieren. Dementsprechend haben wir unsere Pakete auch so ausgerichtet, dass sie sowohl für die Anforderungen er Plattformnutzer funktioniert, aber insbesondere für unsere Zielgruppe interessant sind. Unsere Kampagne hat gerade erst begonnen, daher hoffen wir darauf, dass unsere Marktrecherche korrekt war und wir unser Ziel erreichen.
8. Wie seht ihr die Chancen von Crowdfunding/Crowdinvesting als etablierte Finanzierungsalternative in der Zukunft?
Wir glauben, dass Crowdfuning eine tolle Möglichkeit für Vorabumsatz ist. Insbesondere solche ‚jungen’ Unternehmen, die bereits ein Produkt fertig gestellt haben können davon profitieren. Für uns persönlich eignet sich Crowdfunding/Crowdinvesting nicht als Finanzierungsalternative.
But then again… es kommt letztendlich auf die persönlich definierte Unternehmensstrategie an und so kann es für Unternehmen mit anderen Strukturen, Prozessen und Wünschen genau der richtige Weg sein.
Im ersten Teil unserer Interviewreihe erfahrt ihr mehr über die Crowdfunding-Kampagne von ARYA!
Klickt HIER um Die Schuhleister bei ihrer Crowdfunding-Kampagne zu unterstützen.