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9. Februar 2017, 16:18 :: Allgemein
Autor: Olga Rube
Vidar Andersen ist Unternehmer, Startup-Gründer, Investor, Dozent und Berater von Großunternehmen zum Thema Innovation und Wachstum. In den letzten Jahren hat Vidar zwei Crowdfunding-Kampagnen abgeschlossen. Wie er es geschafft hat, seine Crowd aufzubauen, und wie er Crowdfunding als etablierte Finanzierungsvariante in der Zukunft einschätzt, erfahrt ihr in unserem Interview!
Ich bin u.a. Startup-Gründer, Dozent zu den Themen Startup-Entrepreneurship, Digitalisierung und Innovation, und helfe Großunternehmen mit meiner Firma +ANDERSEN & ASSOCIATES (plusandersen.com) Innovation zu meistern. Mehr als meine Mutter über mich wissen möchte findet man auf vidarandersen.com
Ich habe zwei Crowdfunding-Projekte gemacht. Eine erfolgreiche, eine nicht so ganz. Die erste war für eine iPhone App, „OneSec – An Instagram for one second videos“ sechs Monate bevor Vine und bevor „One Second Every Day“. Damals habe ich mit einem Freund testen wollen, ob es möglich wäre, die Entwicklung einer iPhone-App zu vorfinanzieren ist. War es nicht – zumindest für uns.
Die Learnings davon habe ich geteilt:
http://stopmebeforeiblogagain.com/on-failing-crowd-funding-an-iphone-app/
Mein zweiter Versuch war erfolgreich. Ich wollte das Pre-Accelerator Program für Startups namens Lean Launchpads aus Stanford zu uns in Köln und NRW holen, aber ich wollte es ein Community-Effort machen, und habe mich deswegen entschieden, Crowdfunding zu verwenden wobei alle Stakeholder in Köln sich beteiligen konnten.
Ich habe ein Vergleich zwischen meinen zwei Kampagnen veröffentlicht:
http://stopmebeforeiblogagain.com/lessons-learned-from-crowdfunding/
Ich habe keine Ahnung was Crowdbuilding ist. Zum ersten Mal gehört. Normalerweise redet man über Listbuilding oder Fans frühzeitig zu erwerben. Weil Crowdfunding ein Nummernspiel ist, hängt dein Erfolg von der Anzahl verschiedener Käufer oder „Sponsoren“ ab. Wenn die Kampagne läuft, ist es schon zu spät um Anhänger, Fans oder Zielgruppen zu identifizieren, finden und gewinnen. Deine Kampagne wird so oder so höchst wahrscheinlich nicht „viral“ abfahren. Man muss im Voraus die Zielgruppen identifizieren und bestätigen, Leute begeistern und Menschen an deiner Geschichte teilhaben lassen. Du musst auch ein gewisses Vertrauen aufbauen, eine Begeisterung und Motivation in den Anhängern aufbauen, so dass sie sehr gerne deine Kampagne in sozialen Medien teilen und über dich überall reden. Dafür muss man erst die Zielgruppe(n) identifiziert und verifiziert haben. Danach muss man Inhalte (Videos, Blog-Posts, Bilder, Tweets, Snapchats, etc) erstellen, die Vertrauen, Neugier und Sympathie bewirken. Und auch Content muss regelmäßig veröffentlicht werden, auch ab und zu mal mit einer kleinen Überraschung. Vor allem muss man auch Leute emotional abholen, so dass sie verstehen warum dein Vorhaben so wichtig für die Welt und/oder für die Fans ist. Auch muss klar gemacht werden, was passieren wird, bzw. wie traurig das alles wird, falls man dein Vorhaben nicht in die Welt bringt. Man braucht also am Anfang – bevor die Kampagne losgeht – Blutfans, die wild begeistert von dir und deinem Vorhaben sind und alles tun werden, diese Botschaft weit und breit in die Welt zu verteilen und bejubeln.
2009, als Kickstarter gelauncht wurde.
Crowdfunding lässt dich „leicht“ testen, ob dein Produkt (hauptsächlich Hardware, der Rest erreicht öfters nicht deren Funding-Ziele) tatsächlich Marktfähig ist. Es ist eine Möglichkeit deine Produktentwicklung mittels Schwarmfinanzierung vorzufinanzieren ohne Banken und Investoren (die sowieso dir nie Geld für dieses Vorhaben geben würden, und wenn zu horriblen Bedingungen).
Crowdinvesting bin ich kein Fan von. Ich finde es ist vielleicht das „dümmste“ Geld was man bekommen kann. Wenn dein Startup gut ist, hättest du wahrscheinlich nicht ein Problem Geld von Top 10 Angels oder VCs zu raisen (falls du Geld tatsächlich brauchst), sogennantes „schlaues“ Geld – von Personen und Firmen, die als Geschäftsmodel Startup zu Erfolg bringen haben. Die wenigsten Startups brauchen nur das Geld. Wenn du glaubst, dass du nur Geld brauchst, dann viel Spaß – Probiere mal Crowdinvesting.
Ich habe damals ein Crowdfunding-Projekt gemacht, weil ich keine Anteile verkaufen wollte, und direkt vom Markt ein Feedback zum Produkt bekommen wollte.
Für Crowdfunding: siehe Punkt 2.
Für Crowdinvesting: Sympathie und Verständlichkeit des Produktes. Leute müssen dich mögen und die Laien müssen dein Produkt verstehen (und für gut halten) – also viel Spaß ein vorausschauendes disruptives Tech-Startup dadurch zu finanzieren.
Konsumenten-Hardware; Widgets und Gadgets.
Crowdfunding in Deutschland ist bereits etabliert als eine Alternative. Allerdings scheint es auch hier ein Potenzgesetz zu geben. Alte etablierte Hasen aus z.B. Produkt, Design und Medien haben hier eine Bühne gefunden, um mehr Kohle direkt ohne Mittelsmann zu machen, und ziehen die Aufmerksamkeit von den Amateuren, die diese Plattformen für gedacht waren, weg.
Für Crowdinvesting fehlen die Erfahrungswerte, ob sich das für die Investoren und für die Startups überhaupt lohnt. Ich glaube, falls die Investitionsentscheidungen nicht von entweder (zukünftig) Algorithmen oder (heute) Experten gemacht werden, wird es sich nicht finanziell für die Investoren lohnen, aber vielleicht emotional und sozial.
Vielen Dank für deine Antworten, Vidar!
Erfahrt mehr über die Crowdfunding-Kampagnen von ARYA, Die Schuhleister und Cringle in unseren CROWDWEEKS Interviews!