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9. Mai 2017, 15:48 :: Allgemein
Autor: Carolin Gattermann
Mit über 4,1 Millionen Mitgliedern und Beitragseinnahmen von mehr als vier Milliarden Euro gehört die Gothaer zu den größten Versicherungskonzernen Deutschlands.
Herr Issagholian ist als Bereichsleiter Digitalisierung & Datenmanagement bei der Gothaer tätig. In einem ausführlichen Interview spricht er mit uns über die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft und über den Mut des Unternehmens, sich im Rahmen der InsurTech Week proaktiv dem Angriff der digitalen Generation zu stellen.
Guten Tag Herr Issagholian!
Die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft ist momentan in aller Munde. Spüren Sie bereits erste Veränderungen im Tagesgeschäft hinsichtlich der Digitalisierung und welche Prozesse hat die Gothaer bisher verändert, um sich diesem Wandel anzupassen?
Das Voranschreiten der Digitalisierung ist für uns an vielen verschiedenen Stellen im Tagesgeschäft spürbar – eigentlich an allen denkbaren Touchpoints, die wir mit unseren Kunden haben. Viele Kunden haben mittlerweile genügend Know-How, um die Vorteile, die die Digitalisierung mit sich bringt, auch effizient für sich zu nutzen. Das fängt bereits am Point of Sale an: der Großteil unserer Kunden wünscht sich nach wie vor eine persönliche Beratung. Jedoch erleben wir, dass Kunden vor allem für “einfache“ Versicherungen eine deutlich größere Freiheit in der Wahl des Kanals erwarten, über den sie diese abschließen können. Selbst bei komplexen Produkten recherchieren viele Kunden zunächst online, bevor sie offline kaufen. Dieses Springen zwischen Online- und Offlinekanal wird tendenziell in Zukunft weiter zunehmen.
Diesem Trend trägt zum Beispiel unsere Multikanalstrategie „Rechnung“. Diese soll sicherstellen, dass wir den Kunden dort abholen können, wo er sich zu diesem Zeitpunkt befindet. Diese Strategie ist nur eines von vielen Beispielen, aber das würde hier den Rahmen deutlich sprengen.
Im Rahmen der InsurTech Week in Köln stellen Sie sich nun der Herausforderung, sich proaktiv dem Angriff der digitalen Generation zu stellen. Zu diesem Schritt gehört sehr viel Mut und Offenheit. Haben sie bereits Erfahrungen mit ähnlichen Formaten und was erhoffen sie sich von dem „Disrupt.me!“?
Nein, bisher haben wir noch keine Erfahrung in dieser Richtung gemacht. Wir erhoffen uns von dem Know-How und der Perspektive der digitalen Generation viele spannende Ansätze und Ideen, die als Grundlage für ein innovatives Geschäftsmodell dienen können. Eventuell ergeben sich daraus sogar gute Kontakte zu einzelnen Teilnehmern, mit denen man auch außerhalb des Veranstaltungsformats weiterarbeiten kann.
Zielscheibe des Angriffs ist die Geschäftsmodell-Sparte „Absicherung der Arbeitskraft“. Das heißt konkret, Sie legen ihr bisheriges Geschäftsmodell komplett offen und die Teilnehmer können es auseinandernehmen, verändern, ergänzen oder komplett erneuern. Ist der Innovationsbedarf im Bereich Berufsunfähigkeit besonders hoch oder warum wurde genau diese Sparte ausgewählt?
Der Innovationsbedarf im Bereich Berufsunfähigkeit ist in der Tat besonders hoch. Wer bereits eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat weiß, dass das – ganz unabhängig vom eigentlichen Produktkern – nicht immer unkompliziert und selbsterklärend ist (Stichwort: Gesundheitsprüfung). Gleichzeitig sind die heutigen Lösungen nur mäßig flexibel, sodass eine Anpassung an sich schnell verändernde Lebensumstände nicht immer problemlos möglich ist. Das sind schon zwei Beispiele, für die die Generation Y oder Millenials nur wenig Verständnis mitbringt und daher Ansatzpunkte für Innovation, also Veränderung, bieten. Außerdem ist die Berufsunfähigkeitsversicherung nur eine Teilmenge der Arbeitskraftabsicherung. Es gibt sowohl innerhalb der Versicherungsproduktwelt weitere Komponenten (zum Beispiel die Absicherung schwerer Krankheiten), als auch außerhalb dieser Versicherungsproduktwelt (zum Beispiel gesundheitliche Prävention).
Das Team der Gothaer arbeitet während der Veranstaltung offen und direkt mit den Teilnehmern zusammen. Besteht die Möglichkeit, dass die Gothaer im Anschluss an die Veranstaltung mit vereinzelten Teilnehmern/Startups weiter an dem Modell arbeitet und dieses umsetzt?
Auf jeden Fall besteht diese Möglichkeit. Am Ende des Tages hängt das jedoch von den Teilnehmern/Startups ab, und den von ihnen entwickelten Ideen und Modellen. Da wir bisher noch keine Erfahrungen mit der Methodik gemacht haben, können wir noch nicht genau einschätzen, was für Modelle dort entstehen werden und wie man diese konkret weiterentwickeln kann. Insofern: Wir sind gespannt!
Vielen Dank für das ausführliche Interview!
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