Klartext mit Felix Thönnessen: Jetzt bootstrappen und mit convertible Equity PPC Kampagnen on demand finanzieren - STARTPLATZ

Klartext mit Felix Thönnessen: Jetzt bootstrappen und mit convertible Equity PPC Kampagnen on demand finanzieren

3. November 2016, 10:12 :: Allgemein

Autor: Carolin Gattermann

Ich liebe Startups, aber noch mehr liebe ich Startup Sprache.

 

„Startup-Deutsch, Deutsch-Startup wäre definitiv für den Duden ein passendes Infoprodukt, um im Funnel der Mitte 80-jährigen die Conversation ordentlich nach oben zu treiben. Ich klinge provokant? Keineswegs. Auflösung folgt. Keine Sorge.“

Als ich vor zehn Jahren mit dem ganzen Spaß „Existenzgründung“ begonnen habe, hieß das noch „Gründungsberatung“. Die Kunden brauchten Geld von der Bank und 50 Prozent aller Gründer wollten einen Laden in der Innenstadt aufmachen. Heute, da sieht die Welt natürlich ein bisschen anders aus. Längst bin ich ein „Startup Coach“ und meine Kunden wollen vor allem eins: „skalieren“. Vertikal, horizontal, lateral und was es sonst noch so alles gibt. Digital sollte das Ganze auch sein und der Revenue Share braucht ausreichend Multipiles. Manchmal wünsche ich mir die gute alte Zeit zurück, in der ich durch ein Ladenlokal gelaufen bin und mit dem Gründer (hiermit sind natürlich auch die weiblichen gemeint) ausgerechnet habe, wie viel Umsatz pro Quadratmeter wir machen müssen. Heute besorge ich mir den CPC, die Conversation Rate und checke meinen CTR und schon habe ich alles im Griff. Ich liebe Online Marketing, ich liebe Influencer Marketing und PPC Kampagnen mit berauschenden Klickzahlen, aber eins hat sich in den letzten zehn Jahren nicht geändert: Du brauchst ein Produkt, das irgendwer braucht und noch wichtiger, ein Ziel, damit du im Idealfall überhaupt weißt, wo du hinwillst. Von diesem Ziel will ich dir heute erzählen (also nicht von meinem, zumindest nicht direkt.)

 

„Manchmal wünsche ich mir die gute alte Zeit zurück“

Welche Ziele verfolgst du in deinem eigenen Leben?

 

Mir kommt es manchmal so vor, als hätte ich so viele Ziele, dass ich eigentlich nur damit beschäftigt bin sie zu erreichen (Gott sei Dank habe ich Trello). Leider erfordert dieses Zielsammelsurium eine Menge Arbeit, oder sagen wir besser: Zeit. Von den 24 Stunden meines kleinen Tages stehen mir nach Abzug dieser Zeit eher Minusstunden zur Verfügung. Aber ich bin schon viel zu weit. Fangen wir zunächst damit an, unsere Zeitfresser zu sammeln (wenn du jetzt Tipps zum Zeitmanagement erwartest, muss ich dich leider enttäuschen). Welche Dinge sind dir wichtig, für die du Zeit opferst – nicht nur in deinem kleinen skalierbaren Startup, sondern auch privat? Da du mir nicht so wirklich antworten kannst, erzähl’ ich dir gerne von meinen. Nun, also fangen wir mal mit der Arbeit oder besser dem „hustlen“ an. Ich stecke einen Großteil meiner Zeit in mein Business. Welches Ziel verfolge ich damit? Vielleicht will ich reich werden oder berühmt oder einfach nur meine Miete bezahlen, aber ich kann definitiv von mir behaupten, dass ich eine Menge arbeite (das soll keineswegs traurig klingen). Ich kriege Kopfschmerzen, wenn ich zu viele E-Mails als unbearbeitet markiert habe oder wenn auf meinen Notizzetteln zu viele Nummern stehen, die zurückgerufen werden müssen. Jeder Anruf ist wichtig, die ganz wichtigen haben zwei Ausrufezeichen, die super wichtigen kriegen sogar drei. Wenn das nicht reicht, wird auch noch unterstrichen.

 

Daneben gibt es natürlich noch Meetings.

 

Meetings sind in der Regel Termine mit anderen Menschen, nach denen man merkt, dass man auch einen Mittagsschlaf hätte machen können. Das soll nicht überheblich klingen, aber die meisten solcher „Businessdates“ hätte ich mir in den vergangenen zehn Jahren sparen können. Ähnliches gilt übrigens für circa 200 Veranstaltungen auf denen ich 1.000 Visitenkarten gesammelt habe. Was hätte ich mit der gesparten Zeit alles tun können? Ich hätte mich an einen Strand setzen und einfach raus aufs Meer schauen können (bevor du jetzt aufgibst zu lesen: das hier wird kein Esoterikratgeber). Aber seien wir doch mal ehrlich – und das trifft nicht nur auf Meetings zu – aber wie viel tut man, was man beruflich nicht tun müsste? Doch schon eine ganze Menge. Vielleicht entgegnest du jetzt: „Ja, aber manchmal weiß ich doch vorher nicht, ob eine Sache nützlich oder nutzlos ist.“ Ja, da hast du vollkommen recht, bei vielen Dingen wirst du das niemals wissen. Das, was du aber weißt ist, was nützlich für dich ist. So kannst du aus deiner Erfahrung heraus doch für die Dinge mehr Zeit einplanen, die für dich einen Nutzen haben. Und weißt du was das Praktische daran ist? Das, was nützlich ist, entscheidest du ganz und alleine selbst. Wenn dein Nutzen dein eigenes Glück ist, dann nimm dir die Zeit diesem Nutzen nachzugehen (Ok, jetzt sind wir doch in Esoterik 1 angekommen). Aber natürlich solltest du deine Zeit auch nicht nur für das glorreiche Arbeiten opfern.

 

Business man_Meetings

 

Nachdem wir eine kleine Analyse durchgeführt haben, müssen wir jetzt einen Schlachtplan erarbeiten, mit dem du das Endziel „Super-Startup“ erreichen können. Dabei gibt es nur ein gravierendes Problem: Auch viele andere, wenn auch nicht alle anderen, Startups verfolgen dieses Ziel. Eigentlich ist das Ganze ein bisschen wie in einem Computerspiel. Oder besser noch wie bei Game of Thrones. Jeder möchte auf den Eisernen Thron – oder falls du die Serie nicht kennst –  jeder möchte Prinzessin Peach aus dem Schloss retten (Wenn dir das jetzt auch nichts sagt, dann weiß ich nicht weiter und bitte dich aufzuhören zu lesen). Wir befinden uns also in einem stetigen Kampf mit einer Vielzahl an Wettbewerbern. Natürlich können wir den ein oder anderen leicht hinter uns lassen, weil der beim Ford Fiesta stehen geblieben ist. Aber es gibt auch solche, mit denen es nicht so leicht wird. Gerade heute Mittag sind mir solche in Düsseldorf am Medienhafen begegnet. Ein Blick auf die Schuhe und die entsprechenden Socken zeigt schnell, wer ein wahrer Gegner ist. Aus dem Augenwinkel wirft man sich einen verstohlenen Blick zu und beide Kontrahenten wissen schnell, dass man vor hundert Jahren das Schwert gezückt hätte (na gut, vielleicht vor 500 Jahren). Dazu könnte man wunderbar eine dunkle klassische Musik im Hintergrund laufen lassen. Der Himmel verdunkelt sich und jeder rückt das Einstecktuch noch ein wenig gerade, bis es zum finalen Showdown kommt. Doch was ist das? Ist das ein Anzug von der Stange? Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Der, der sich als würdiger Gegner abzeichnete, ist nichts mehr als ein ganz einfacher Sachbearbeiter, dessen Socken sich nur aufgrund von mangelhaftem Waschverhalten rosa gefärbt hatten. Erhobenen Hauptes und mit epischer Gewissheit fühle ich mich bestärkt darin morgens so viel Zeit in die Auswahl der Socken gelegt zu haben. Ein kleiner Sieg auf dem Weg aus der Mittagspause zurück ins Büro, der mich für mindestens 3 Minuten beflügeln wird (Ich hoffe du verstehst meine Ironie).

 

Viele der selbstgeschaffenen Ziele sind für mich nutzlos.

 

Eigentlich klingt das ein wenig bedrückend, vielleicht sogar deprimierend, aber ich meine es so. Das „eigentlich“ kannst du also eigentlich streichen. Aber warum? Das will ich dir gerne mitteilen. Nun, wir zwei beide sind uns doch bewusst darüber, dass wir irgendwann nicht mehr da sein werden. Also klar, vielleicht werden wir wiedergeboren als Hobbit oder Drache, aber erstmal sind wir weg. Macht es dann Sinn nach solchen Dingen zu streben? Ich meine die Frage ernst und ehrlich gesagt habe ich da auch nicht wirklich eine Antwort drauf, aber es macht zumindest mal Sinn darüber nachzudenken. Als kleiner Junge bei den Pfadfindern habe ich immer davon geträumt irgendwann mal 1.000 Deutsche Mark zu haben. Das war so ein riesiger Geldschein mit einem gruseligen Mann drauf. Der Schein war braun und ich hatte auch erst einmal einen gesehen, als mein Vater ein Auto bezahlt hat. Als er den Schein aus der Tasche gezogen hat, habe ich erst nicht verstanden was das ist. Aber als ich dann das Gesicht des anderen Mannes gesehen habe, wurde mir klar, dass es etwas ganz Besonderes sein muss. Irgendwann nach dem ich mein Bafög zurückgezahlt und das Konto wieder ausgeglichen war, hatte ich 1.000 Euro gespart und ich bin zur Bank gegangen um alles abzuheben. Leider gab es die Deutsche Mark nicht mehr und der Euro ging auch nur bis 500. Trotzdem war der Anblick der beiden 500 Euro Scheine imposant. Kurz habe ich mich gefragt, ob ich jemals wieder arbeiten muss oder nun endlich Privatier werden kann. Beide Scheine haben auch einen Namen bekommen und erinnern mich heute an diese armselige Zeit zurück. Nachdem dieses Ziel erreicht war, wollte auch ich weiter hinaus. Höhere Geldscheine gibt es leider nicht, also war das Mehren des Geldes mein vorrangiges Ziel.

Zeit und Geld

 

Durch Fleiß, harte Arbeit und manchmal auch Glück habe ich so jede selbstgesetzte Zielmarke erreicht: 10.000 Euro, 100.000 Euro bis ich meine ersten Millionen gescheffelt habe. Gut, der zweite Teil des Satzes ist Quatsch. Aber manchmal kam ich mir vor wie beim Turmbau zu Babel. Je höher ich hinaus wollte, desto weniger hat es mich glücklich gemacht. Versteh mich hier bitte nicht falsch, ich glaube sehr wohl das Geld beim Glücklich sein helfen kann, aber ich glaube, das mehr Geld nicht glücklicher macht – zumindest ab einem gewissen Punkt. Der Antrieb meiner eigenen Arbeit hat sich irgendwann vollkommen verschoben. Wo es zu Beginn sicher mein Antrieb war, Geld zu verdienen, ist jetzt mehr denn je der Spaß an dem was ich tue (ja, ich weiß wir fassen uns gleich alle an der Hand und tanzen im Kreis). Das ist natürlich immer leicht gesagt, wenn man sich um Miete und Essen keine Gedanken machen muss, aber da das hier mein Text ist (und das ist nicht überheblich gemeint) kann ich auch nur von mir berichten. Wenn ich mit Startups zusammenarbeite, sind die am erfolgreichsten, deren Antrieb nicht Geld ist, sondern Leidenschaft und Motivation etwas zu ändern. Wenn ich dir 3 Groschen vor die Füße werfe und rufe „tanz“, tanzt du bestimmt nicht mit der gleichen Leidenschaft wie du es für eine hübsche Frau würdest, der du zeigen willst, dass du ein Top Tänzer bist, oder?

Also? Junge oder Mädchen, such dein Ziel!

 

Eliminiere das, was dir im Weg steht und fokussiere dich auf das, was dich glücklich macht! Der Erfolg kommt dann von ganz allein.

Dein Felix

www.coach-felix.de

 

Felix Thönnessen
Autor: Felix Thönnessen

 

Felix Thönnessen ist Startup Coach der ersten Stunde und berät seit über zehn Jahren Gründer und solche die es werden wollen. Mit seinem Projekt „Team Startup“ bietet er Gründern eine Plattform als Austausch und zur Informationsgewinnung. Als Dozent und Speaker arbeitet er für Hochschulen und Kongresse im In- und Ausland. Als Coach und Berater ist er unter anderem für „Die Höhle der Löwen“ auf Vox unterwegs. Von ihm ist auch der Bestseller „Erfolgreich Unternehmen gründen“. Mit seiner Beteiligungsgesellschaft Thoennessen Ventures beteiligt er sich an vorrangig innovativen Startups auch selber.

Webseitewww.felixthoennessen.de


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