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14. Juli 2015, 12:18 :: Allgemein
Autor: Carolin Gattermann
Der STARTPLATZ war am Montag Anlaufpunkt für zwei hochrangige Vertreter der SPD. Landesfinanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans kam zusammen mit dem Kölner OB-Kandidaten Jochen Ott in den Mediapark, um sich über die Gründerszene und deren “Ökosystem” zu informieren.
Während des knapp zweistündigen Besuchs im STARTPLATZ informierten sich die SPD-Offiziellen über mehrere Startups, die Online-Publikation Golf Post, die Sportlerberatungsplattform GoKixx und einen Jungunternehmer, der als Startup Verwaltungsserviceleistungen für Pflegepersonal anbieten will. Sie alle verbindet der Grundgedanke des „Machens“. Und genau das ist auch eine zentrale Forderung, gilt es doch die eigene Geschäftsidee so schnell wie möglich in die Realität zu bringen.
Walter-Borjans, vor seiner Zeit als Landesfinanzminister und Wirtschaftsdezernent und Kämmerer der Stadt Köln auch als Berater in der freien Wirtschaft aktiv, weiß um die Schwierigkeiten von Gründern. Innovativ müssen sie sein, mutig und entscheidungsstark. Gleichzeitig aber müssen sie auch die dichten Regularien kennen und das Risiko abschätzen können – in der digitalen Welt muss es zudem schnell gehen.
Der Inkubator Startplatz, so deren Geschäftsführer Dr. Lorenz Gräf, bietet mit einem Service-Cluster eben mehr als nur den Raum für eine Unternehmensgründung. „Die Besten müssen mit den Besten zusammenarbeiten“, umschreibt der erfolgreiche Unternehmer seinen Ansatz. So versammelte Gräf neben spezialisierten Rechtsanwälten und Steuerberatern auch eine ganze Gilde von New Media-Experten, die den Gründern mit Rat und Tat zur Seite stehen, ob Google AdWords, Content-Management-Systeme oder Marketing. Hinzu kommt der regelmäßige Austausch zwischen Existenzgründern, Business Angels und Vertretern der klassischen Wirtschaft. Immerhin 130 Workshops fanden alleine 2014 im Startplatz statt. Bei einem kürzlich veranstalteten “Rheinland-Pitch” kamen mehr als 800 Gäste ins rechtsrheinische Düsseldorf.
Nicht diskutieren – machen! Politik und Wirtschaft wollen die Gründerszene forcieren, das Rheinland hat Nachholbedarf. Bild: Startplatz
Nicht diskutieren – machen! Politik und Wirtschaft wollen die Gründerszene forcieren, das Rheinland hat Nachholbedarf. Bild: Startplatz
Die Kölner und die rheinische Gründerszene haben dennoch Nachholbedarf. Während Berlin auf geschätzte 3300 Startups kommt, sind es in Köln gerade 180, in Düsseldorf weitere 80. Das wolle man mindestens verdreifachen, denn erst bei genügend frischen Ideen besteht auch die Möglichkeit, dass eine Geschäftsidee tatsächlich den Durchbruch schafft. Gräf nennt dieses kreative Umfeld „Ökosystem“, trotz bereits mehr als zwei Jahren Startplatz ist das noch im Aufbau.
Sichtlich beeindruckt zeigten sich die beiden Berufspolitiker von diesem Ansatz. Die Voraussetzungen für den Gründerstandort sind dabei gar nicht so schlecht. Köln hat knapp 100.000 Studierende, zwei private Hochschulen in fußläufiger Entfernung, wie Walter-Borjans und Ott betonten. Das bereits vor Jahren ausgearbeitete Konzept Internetstadt müsse endlich umgesetzt werden, wäre beim zweistündigen Austausch aber fast vergessen worden.
Besonders die Schnittstelle zwischen Old und New Economy, aber auch eine neue Form der Verzahnung von Wirtschaft und Kommunalpoltik liegen
beispielsweise dem OB-Kandidaten Ott am Herzen. Würde er in das höchste politische Wahlamt der Stadt gewählt, würde er die Digitalisierung als Querschnittsaufgabe begreifen und in seinem eigenen Amt (Amt des Oberbürgermeisters) ansiedeln.Und Digitalisierung, daran ließ er keinen Zweifel, ist der Treiber für Innovation.
Tatsächlich gibt es auch hier Handlungsbedarf, denn aktive Unterstützung für Unternehmensgründer im Sinne einer umfassenden und begleitenden Service-Stelle ist eher die Ausnahme. Das war auch einer der wesentlichen Gründe für Startplatz-Geschäftsführer Gräf, genau dieses Konzept aufzubauen. Als nächste Schritte stehen neben weiteren Standorten (in Köln und Düsseldorf gibt es bereits einen STARTPLATZ) auch die Auflegung eines so genannten „Seed-Fonds“ auf der Agenda. Finanzminister Walter-Borjans verwies auf Überlegungen im Verwaltungsrat der landeseigenen Förderbank NRW.Bank, spätere Anknüpfungspunkte nicht ausgeschlossen.
Doch warnten die beiden SPD-Politiker vor allzu viel Optimismus. Gerade die zurückliegenden Debatten um Google Streeview, Datenschutz und den gläsernen Kunden zeigen auch, dass Unternehmergeist und Initiative in Deutschland häufig und etwas vorschnell ins Negative gedreht werden. Walter-Borjans erinnerte an die heftige Debatte um bargeldlosen Zahlungsverkehr, eine Idee, die der Landesminister in Schweden in Augenschein nehmen konnte. „Genau diese Freiräume aber brauchen wir, um innovativ zu wirken“, so Walter-Borjans. „Veränderung darf nicht automatisch als Bedrohung angesehen werden“, ergänzte Ott. Das gilt auch und gerade für die Kölner Stadtverwaltung mit ihren mehr als 13.000 Bediensteten. Möglicherweise kann der SPD-Politiker schon ab Oktober dieses Jahres beweisen, wie er diesen Wandel lenken will.
Dieser Text, geschrieben von Ralph Kruppa, erschien im Orginal auf koeln-nachrichten.de