Mensch vs. Maschine: Was sind die Vor- und Nachteile aus Gründersicht? - STARTPLATZ

Mensch vs. Maschine: Was sind die Vor- und Nachteile aus Gründersicht?

10. August 2023, 11:56 :: Allgemein | Künstliche Intelligenz

Autor: Max Bertram

Es gibt Aufgaben, die lassen sich nicht allein bewältigen. In vielen solcher Fälle muss du dich entscheiden, ob du dafür menschliche Mitarbeiter heranziehst oder es auf rein technischem Weg mit einer mechanischen oder digitalen Maschine versuchst. Daher zeigen wir dir jetzt die wichtigsten Vor- und Nachteile beider Herangehensweisen

Der Mensch

Vorteil 1: Enorme Flexibilität

Du selbst bist das perfekte Beispiel für diesen vielleicht wichtigsten menschlichen Vorteil. Denn als Gründer wirst du wahrscheinlich zwischen Buchhaltung und IT-Support gleich mehrere Berufe in Personalunion ausüben. 

Zwar ist eine so große Bandbreite von Arbeiten bei einem Angestellten schon aufgrund des Präzisionsgebots in der Tätigkeitsbeschreibung des Arbeitsvertrags etwas schwierig. Dennoch kann ein Mensch, gegebenenfalls nach kurzer Einweisung, einfach sehr viele verschiedene Tätigkeiten ausführen und ist daher äußerst flexibel einsetzbar.

Nicht zuletzt kann dir ein menschlicher Mitarbeiter dadurch selbst bei sehr unkonventionellen Arbeiten zur Hand gehen. 

Vorteil 2: Erfahrung

Selbst, wenn du einen jungen Menschen frisch aus der Ausbildung einstellst, dann bekommst du einen Angestellten, der üblicherweise mindestens drei oder sogar dreieinhalb Jahre Berufserfahrung mit in die Firma bringt – bei anderen Bewerbern kann es sogar noch sehr viel mehr sein. 

Dadurch kommen hier Fähigkeiten, die sich selbst von heutigen KI nicht einmal ansatzweise replizieren lassen: Jemand, der seinen Beruf sehr umfassend beherrscht und dadurch nicht zuletzt wichtige Impulse einbringen kann.

Vorteil 3: Geringste „Anschaffungskosten“

Zugegeben, Recruiting kann durchaus aufwendig und dadurch kostspielig sein. Allerdings ist das nicht zwingend nötig. Vielleicht genügt schon ein Social-Media-Post oder du hast sogar einen passenden Bewerber im Bekanntenkreis. Und selbst, wenn du etwas Geld für eine Bewerberkampagne ausgeben musst, dann ist diese Ausgabe eher noch gering.

Bedeutet, wenn du einen Menschen einstellst, bekommst du einen flexiblen, erfahrenen Helfer sozusagen zum Nulltarif. Und bis zum ersten Gehalt wird er dir Umsätze bescheren, für die du praktisch keinen Cent ausgeben musst. Falls diese Person als Teilzeit- oder Minijobber eingestellt wird, sind selbst die laufenden Kosten extrem überschaubar.

Vorteil 4: Persönliche Note

Ganz gleich, ob es ein Handwerker ist, der bei dir in einer Werkstatt Dinge anfertigt oder ein Mitarbeiter, der den Kontakt mit Kunden und Partnern pflegt: Eine weitere menschliche Stärke ist es, jeder Arbeit eine gewisse menschliche oder persönliche Note geben zu können.

Überlege beispielsweise, wie viele Personen nach handgemachten Dingen suchen oder es nicht sonderlich mögen, mit Chatbots zu schreiben. Mit einem Angestellten kannst du diesbezüglich bei vielen punkten. 

Nachteil 1: Dauerhafte Kosten

Die Einstellung mag dich mitunter nichts kosten. Aber selbst, wenn du einen Angestellten nur einen Tag benötigst, kommst du nicht umhin, ihm Gehalt zu zahlen – und zwar zumindest das, was der gesetzliche Mindestlohn vorsieht

Allerdings ist das nur die Spitze des „Kosten-Eisbergs“:

  1. Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung,
  2. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall,
  3. vorgeschriebene Arbeits(schutz)kleidung,
  4. Der Arbeitsplatz an sich.

Ein menschlicher Mitarbeiter wird dir dauerhafte Kosten auferlegen. Diese sind zwar sehr gut planbar, belasten aber nichtsdestotrotz dein Budget. Plus: Selbst, wenn es einmal nicht so gut laufen sollte, muss das Gehalt fließen. Andernfalls hat dein Mitarbeiter ab zirka zwei ausbleibenden Gehältern das Recht, die Arbeit zu verweigern.

Nachteil 2: Viele Vorgaben

Rund um Angestellte gibt es extrem viele Regularien. Etwa das, was allein hinsichtlich Arbeitszeiten und Pausenregelungen vorgegeben wird. Dadurch kannst du beispielsweise an einen Angestellten nicht dieselben Maßstäbe hinsichtlich täglicher Stundenzahl anlegen, die du vorlebst – als Selbstständiger stehst du diesbezüglich schlicht jenseits der Gesetze.

Außerdem gibt es verschiedene Arbeitsschutzvorschriften, die entweder erst bei Angestellten wirklich greifen oder dann viel umfangreicher werden. Nicht nur musst du all das einhalten, es kostet dich oftmals noch zusätzliches Geld.

Nachteil 3: Persönliche Note

Dieser Punkt ist sowohl ein Vor- als auch Nachteil. Denn jeder Mensch ist unterschiedlich. Dadurch kann es natürlich vorkommen, dass dein Angestellter in irgendeiner Form menschlich „nicht passt“. Entweder, weil ihr beide euch nicht so richtig versteht oder weil er bestimmte Eigenarten hat, die bei Kunden schlecht ankommen.

Dadurch kann er zudem jederzeit kündigen. Zwar fast immer mit einer gewissen Frist, aber dennoch ohne Einflussmöglichkeiten deinerseits. 

Nachteil 4: Schwankende Leistungen

Du selbst weißt vermutlich, wie sehr die Arbeitsleistung manchmal von der Tagesform abhängt – hinter der wiederum zahllose Gründe zwischen Schlaf, Beziehungslage und allgemeiner Laune stehen. Dann kommen noch solche Dinge hinzu wie

Kurzum: Bei einem menschlichen Mitarbeiter kann die Leistungsfähigkeit stark schwanken, was seine Arbeit stets etwas schwieriger planbar macht. Und wenn es schlecht läuft, dann erkrankt derjenige und fällt für einige Tage aus. 

Die Maschine

Vorteil 1: Konstante Leistungsfähigkeit

Egal ob automatische CNC-Fräse oder digitale Firewall: Eine Maschine läuft ohne jede Form von Schwankung. Wie lange sie für eine bestimmte Arbeit benötigt und in welcher Qualität sie erledigt wird, kannst du im Vorfeld anhand ihrer bekannten Leistungsdaten bestimmen. Das alles macht eine Maschine absolut exakt plan- und dadurch berechenbar.

Mitunter, abermals mit der CNC-Fräse als Beispiel, kann sie sogar Leistungen erzielen, die nur jahrzehntelang erfahrenen Angestellten möglich wären – aber niemals in so hoher Stückzahl und kurzen Herstellungszeiträumen.

Vorteil 2: Variable Anschaffungsmodelle

Einen Menschen kannst du immer nur einstellen – oder bestenfalls anstellungsähnlich über eine Zeitarbeitsfirma beschäftigen. Bei vielen Maschinen hast du deutlich mehr Optionen. 

Es beginnt beim Klassiker Neu- und Gebrauchtkauf. Beides hat eigene Stärken und Schwächen. Für dich dürfte aber davon besonders interessant sein, dass du bei einem Gebrauchtkauf mitunter sehr viel Geld sparen kannst. Zudem gibt es noch Mietkaufmodelle, klassisches Mieten, Leasing… Das alles ermöglicht es dir, eine Anschaffung sehr präzise auf deine Notwendigkeiten abzustimmen. 

Vorteil 3: Dauerhafte Einsetzbarkeit

Eine Maschine arbeitet so lange, wie du es möchtest. Und sofern es keine mechanischen Teile gibt, die verschleißen können, arbeitet sie mitunter jahrelang ohne Pause oder Ermüdung durch. Das ist nicht zuletzt ein Kostenfaktor: Je nachdem, wie du sie einsetzt, erwirtschaftet eine Maschine 24/7 Umsätze für dich – und baut daher ihre Kosten üblicherweise sehr schnell ab, wobei sie mitunter nur unwesentliche laufende Kosten verursacht.

Vorteil 4: Erweiterbarkeit

Einem Menschen kann man definitiv Neues beibringen. Allerdings dauert das je nach Komplexitätsgrad sehr lange. Außerdem kann nicht jeder alles lernen – oder möchte es. Nicht bei allen, aber vielen Maschinen ist das anders. Sie können durch diverse Formen von Erweiterung oder Upgrade problemlos Neues leisten. Und das vielfach sogar in sehr kurzen Zeiträumen. 

Zugleich ist es, Wartung und Ersatzteile vorausgesetzt, möglich, eine Maschine über viele Jahrzehnte auf gleichbleibendem Leistungsniveau zu halten oder sie immer zu erweitern, damit sie am Puls der Zeit bleibt.

Nachteil 1: Anschaffungs- und Reparaturkosten

Wenn es gut läuft, verursacht eine Maschine dir geringste oder sogar keinerlei dauerhafte Kosten. Wenn es jedoch schlecht läuft, dann kann eine Reparatur teurer sein als ein krankgeschriebener Mitarbeiter, der die vollen sechs Wochen Lohnfortzahlung bekommt – je nach Maschine sogar spielend. Plus: Der Mensch heilt von selbst, die Maschine bleibt so lange beschädigt, bis sie repariert wird.

Und selbst im allerbesten Fall kommst du bei vielen Anschaffungsmodellen nicht umhin, das Firmenkonto sehr stark zu belasten. Du musst also erst viel Geld ausgeben, bevor die Maschine Umsätze erwirtschaftet. Wie schnell sie das tut, hängt wiederum davon ab, wie umfassend du (und deine Kunden) sie auslastest. 

Nachteil 2: Inflexibilität

Eine Maschine kann tausende Produkteinheiten pro Tag fertigen. Bis auf Ausnahmen wie beispielsweise 3D-Drucker sind jedoch viele Maschinen deutlich limitiert, was ihren Arbeitsbereich anbelangt. 

Ein Schreibprogramm wird sich niemals zur Grafikbearbeitung eignen. Ein Gabelstapler kann weder Pakete verpacken noch baggern. Und selbst eine relativ flexibel einsetzbare Gesenkschmiede benötigt lange Umbaupausen, um Gegenstände anderer Formen schmieden zu können.

Wo ein Mensch vielleicht nur eine Umdenkpause benötigt, sind viele Maschinen inflexibler. Bedeutet, mitunter benötigst du mehrere unterschiedliche Systeme.

Nachteil 3: Haftungsfragen

Wir kommen zu einem Punkt, der vielleicht etwas weniger offensichtlich ist; dennoch ist er ziemlich wichtig. Denn wenn ein menschlicher Mitarbeiter einen Fehler begeht, dann ist er dafür haftbar und meistens irgendwie arbeitsrechtlich abgesichert. 

Doch was, wenn eine Maschine einen Fehler macht? Insbesondere einen, durch den deinem Kunden ein Nachteil entsteht? Dann könnte eine voller Beweislasten steckende Kette entstehen, die mitunter bis zum Hersteller reicht. 

Nachteil 4: „Unmenschlichkeit“

Weiter oben erwähnten wir, viele Menschen würden nicht gerne mit Chatbots schreiben. Diese Tatsache musst du noch etwas weiterdenken: Je nachdem möchten viele Personen ebenso keine maschinellen Produkte oder anderweitig für „nichtmenschliche“ Arbeit (so viel) bezahlen. 

Je nachdem, in welcher Branche du operierst und was deine Zielgruppe ist, können Maschinen trotz aller Leistungsfähigkeit tatsächlich ein Wettbewerbsnachteil sein – oder sich zu einem entwickeln.

 


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