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16. April 2020, 10:22 :: Aktuelle Trends | Community | Erfolgsgeschichten | Success Story
Autor: Olga Rube
Wer im E-Commerce zuhause ist, dürfte ein spezifisches Problem besonders gut kennen: die zeitintensive Erstellung sogenannter Fahrzeugverwendungslisten, die sich bei einem großen Produktportfolio schnell zur Mammutaufgabe entwickeln kann. Daniel Schäferhoff und Markus Odenthal wissen um die Relevanz aussagekräftiger Produktinformationen, wenn es darum geht, Kunden im Online Handel für sich zu gewinnen. 2019 gründeten die beiden E-Commerce-Experten Wranglab, eine auf Natural Language Processing (NPL) basierte Technologie, die Händlern dabei hilft, vollautomatisiert übersichtliche und transparente Fahrzeugdaten zu erstellen. Im Interview mit dem Duo, das in Batch 20 des STARTPLATZ Accelerators mit Hochdruck an der Weiterentwicklung des Produkts arbeitet, sprechen wir unter anderem über die Kooperation mit eBay und wie die Zusammenarbeit mit einem der weltweit größten Online-Marktplätze zustanden gekommen ist.
Hallo Daniel, hallo Markus! Erzählt uns wie die Idee zu Wranglab entstanden ist und welches konkrete Problem ihr mit der auf NPL basierten Technologie lösen möchtet.
“Wir kommen beide aus dem E-Commerce und wissen, dass das Anlegen von Produkten eine große Herausforderung darstellt. Um im E-Commerce Kunden zu gewinnen, sind relevante Produktinformationen und Bilder unabdingbar. Bis ein Produkt im Onlineshop oder auf Plattformen wie eBay und Amazon sichtbar wird, sind viele Schritte notwendig. Zunächst müssen verschiedene Daten von multiplen Lieferanten sowie unterschiedlicher Qualität in das richtige Format gebracht und sortiert werden. Des Weiteren müssen für die Artikel Überschriften sowie Produktbeschreibungen erstellt werden. Außerdem müssen noch viele weitere Einstellungen gemacht werden. Diese Vorgänge sind unwahrscheinlich Zeitaufwändig und zudem kostenintensiv. Um Produkte schneller und einfacher anzulegen, haben wir lange nach einer externen Lösung gesucht aber nichts Passendes gefunden. Also haben wir letztes Jahr beschlossen, dieses Problem selber zu lösen mit Hilfe von Natural Language Processing (NLP), einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz (KI). Durch KI können wir den Unternehmen dabei helfen ihre Produkte automatisiert, schnell und einfach Online zu stellen. Außerdem wollen wir mit Wranglab die Digitalisierung mitgestalten und den E-Commerce revolutionieren.“
Welche Vorteile ergeben sich für eure Kunden?
Wir versprechen unserem Kunden drei Dinge. Erstens sparen die Mitarbeiter wertvolle Zeit, die Sie für andere Aufgaben einsetzen können z.B. für den Vertrieb. Zweitens lassen sich die Kosten massiv senken, zum Beispiel im Kundenservice sowie in der Logistik durch die Reduktion von Retouren. Und drittens lassen sich die Umsätze steigern, unter anderem dadurch, dass sich die Conversion durch eine bessere Datenqualität steigern lässt und die Produkte schneller online sind (Time to market).“
Mit eBay habt ihr seit kurzem einen namhaften Kooperationspartner an Bord. Erzählt uns von der Kooperation und wie sie zustande kam.
„Im letzten Jahr standen wir vor einer großen Herausforderung. Wir mussten auf eBay 60.000 Motorradprodukte mit der sogenannten Motorradverwendungsliste verknüpfen. Die Motorradverwendungsliste sorgt im Hintergrund dafür, dass die Artikel auf eBay über einen Filter gesucht werden können. Das erhöht ein positives Käufererlebnis und sorgt für mehr Umsatz auf beiden Seiten. Jedenfalls war dies für uns mit unseren Mitarbeitern und auch kostentechnisch nicht umsetzbar. Wir haben das einmal ausgerechnet, wir hätten für die 60.000 Artikel ca. 2.000 Arbeitsstunden benötigt.
So entstand unsere erste Web App-Lösung. Wir haben einen Algorithmus entwickelt, der auf künstlicher Intelligenz beruht und sich stetig verbessert. Mithilfe von NLP haben wir es dann geschafft alle Artikel sozusagen über Nacht mit der Motorradverwendungsliste zu matchen. Das war ein so großer Erfolg, dass dies auch von eBay wahrgenommen wurde wenige Tage bei uns anklopfte. Dabei hatte eBay zwei Fragen: Wie habt Ihr das in nur so kurzer Zeit gemacht und zweitens ist das ganze auch für andere Händler anwendbar? Unsere Antwort war ein klares ja und so wurden wir prompt von eBay nach Berlin eingeladen.“.
Könnt ihr kurz beschreiben, welchen Zweck eine Fahrzeugverwendungsliste für Motorräder erfüllt und wie zeitaufwändig die herkömmliche Erstellung für Händler ist?
„Die manuelle Verknüpfung von einem Produkt mit einer entsprechenden Fahrzeugverwendungsliste kann bis zu zwei Minuten dauern und muss für jeden einzelnen Motorradartikel gemacht werden. Man kann sich also sehr gut vorstellen wie Zeitintensiv und Aufwendig das ganze Thema ist. Mit unserer App für die Erstellung der Motorradverwendungslisten auf eBay, haben wir verschiedene Business Case gerechnet. Und wir können mit Stolz sagen, dass sich mit unserer App bei einer Anzahl von 20.000 Artikeln, diese bis zu 660x schneller mit der entsprechenden Fahrzeugverwendungsliste verknüpfen lassen und die Kunden dabei ca. 94% Personalkosten einsparen. Außerdem sind Umsatzsteigerungen von ca. 4% möglich. Die Motorradverwendungsliste ermöglicht den Käufern eine bessere und einfache Produktsuche über einen Filter auf dem eBay Marktplatz.
In Zukunft wollen wir verschiedene App-Lösungen für weitere Branchen (Fashion, Elektro, Autoteile, Baumärkte etc.) und Probleme die beim Produktonboarding entstehen anbieten.“
Das Geschäftsmodell von Wranglab basiert auf SaaS. Was lässt sich zur Preisstruktur sagen und welche Leistungen sind in eurem Angebot enthalten?
“Unsere Technologie soll für alle zugänglich sein. Also nicht nur für Konzerne, sondern auch für mittlere und kleine E-Commerce Händler oder auch stationäre Händler, die Ihr Geschäft auf den E-Commerce erweitern möchten. Deshalb wollen wir faire Preise am Markt anbieten. Um preiswert unsere App-Lösungen anbieten zu können, wollen wir Wranglab zu einer Plattform ausbauen um zweiseitige Netzwerkeffekte zu erzielen. Damit können wir nicht nur die Preise für unsere Apps günstig anbieten, sondern auch schneller skalieren und somit unser Wachstum beschleunigen. Wir wollen quasi das Shopify für den E-Commerce werden. Shopify bietet ein Ökosystem rund um ERP-Systeme und Onlineshops an. Das wollen wir rund um das Thema Produktdaten anbieten. Wir wollen Entwickler, Händler, Lieferanten und Produktspezialisten auf unserer Plattform zusammenbringen. So wollen wir die Vorteile von zweiseitigen Netzwerkeffekten nutzen. Denn App-Entwickler und Lieferanten ziehen Kunden bzw. Händler an und sie wiederum weitere App-Entwickler. Darüber hinaus möchten wir so unseren Usern (den Händlern) ein breites Spektrum an verschieden App-Lösungen für ihr Business anbieten. Wir möchten nicht nur den Händlern auf eBay oder in der Motorradbranche helfen, sondern allen Branchen im E-Commerce Lösungen bieten wie z.B. der Fashionbranche, Elektrobranche und im Lebensmitteleinzelhandel.
Zurzeit arbeiten wir bereits an unserer nächsten App, mit dessen Hilfe unsere Kunden ihre Produkttexte automatisiert erstellen können, mit dem Ziel bis zu 80% Arbeitszeit den Händlern einzusparen. Die App soll für alle Branchen anwendbar sein und wird darüber hinaus in vielen Sprachen verfügbar sein. Automatisierte Texterstellung durch künstliche Intelligenz bringt viele Vorteile. So können zum Beispiel Texte viel schneller und günstiger erstellt werden. Die Technologie ist bereits so gut, dass sie keinen Unterschied mehr erkennen, ob ein Mensch oder eine KI den Text geschrieben hat. Neben einer hohen Qualität verfügen die Texte auch über alle wichtigen Informationen und sind zudem SEO-optimiert. Ferner ermöglicht die automatische Texterstellung den Unternehmen viele Ressourcen einzusparen.”