- Monday, 31.03.25, 18:00 - 21:00 Uhr
- STARTPLATZ Köln, Im Mediapark 5, 50670 Köln
26. März 2025, 11:01 :: Aktuelle Trends | Digitalisierung
Autor: Jessica Egger
Begriffe wie „New Work“ dominieren die Diskussion um die Zukunft der Arbeit – doch was genau bedeutet das? Was bleibt aus der alten Arbeitswelt bestehen, was verschwindet und was erwartet uns in der Zukunft? Gerade als Gründer solltest du dich mit diesen Fragen auseinandersetzen, um dein Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.
Der Begriff „New Work“ wurde in den 1980er Jahren vom deutsch-österreichisch-amerikanischen Philosophen Frithjof Bergmann geprägt. Er entwickelte das Konzept als Antwort auf die zunehmende Automatisierung und die daraus resultierenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Seine zentrale Idee: Arbeit sollte nicht bloß ein Mittel zum Broterwerb sein, sondern Menschen in die Lage versetzen, sich selbst zu verwirklichen und einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen.
Bergmanns Vorstellung von New Work beruht auf drei zentralen Säulen:
Heute wird New Work allerdings oft breiter verstanden und hat sich zu einem Sammelbegriff für moderne Arbeitsmodelle und Unternehmenskulturen entwickelt. Doch welche konkreten Veränderungen bringt New Work mit sich?
Die klassische 9-to-5-Struktur im festen Bürojob wird zunehmend aufgelockert. Arbeitnehmer können heute oft frei entscheiden, wann und wo sie arbeiten. Möglich macht das eine digitalisierte Arbeitswelt mit Cloud-Technologien, Videokonferenzen und Collaboration-Tools wie Slack, Microsoft Teams oder Asana. Beispiele für flexible Arbeitsmodelle sind Homeoffice und Remote Work, Gleitzeit sowie die 4-Tage-Woche. Statt starrer Arbeitsweisen setzen moderne Unternehmen außerdem auf agile Methoden. Wichtige sind dabei vor allem:
In traditionellen Unternehmen treffen Vorgesetzte Entscheidungen, die von Mitarbeitern ausgeführt werden. New Work dreht dieses Prinzip um: Verantwortung wird durch agiles Arbeiten auf Teams übertragen, sodass diese eigenständig Entscheidungen treffen können.
New Work ist außerdem eng mit Digitalisierung verknüpft. Moderne Technologien ermöglichen es, Arbeit effizienter, vernetzter und flexibler zu gestalten. Routinetätigkeiten werden zunehmend von KI und Software übernommen. Meetings und Projektarbeit sind durch virtuelle Zusammenarbeit und digitale Tools ortsunabhängig möglich. Auch die Zeiterfassung stellt für Remote-Teams kein Problem mehr dar, da es Tools zur digitalen Zeiterfassung gibt. Diese schaffen mehr Transparenz und Genauigkeit. Zudem ermöglichen sie Arbeitgebern, jederzeit den Überblick zu behalten, und eine rechtssichere Dokumentation. Genauso ist diese Form der Zeiterfassung für die Mitarbeiter von Vorteil, weil sie viel unkomplizierter ist.
Technologische Fortschritte, gesellschaftliche Werte und neue Erwartungen an Unternehmen verändern, wie wir arbeiten und wirtschaften. Besonders als Gründer und Unternehmer ist es wichtig, die Trends im Blick zu behalten und sich frühzeitig darauf einzustellen.
Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung werden viele repetitive und standardisierte Aufgaben übernehmen, von der Datenanalyse über Buchhaltung bis hin zum Kundenservice. Doch statt Arbeitsplätze zu vernichten, verschieben sie den Fokus. KI ist kein Ersatz für menschliche Kreativität und Empathie, sie wird vielmehr zu einem Werkzeug, das Fachkräfte unterstützt und neue Möglichkeiten eröffnet.
Die Debatte um Homeoffice vs. Büroarbeit ist vorbei. Die Zukunft gehört hybriden Arbeitsmodellen. Unternehmen, die Flexibilität bieten und gleichzeitig die Vorteile von Präsenzarbeit bewahren, werden langfristig erfolgreicher sein. Studienergebnissen zufolge wollen die meisten Fachkräfte weder komplett von zu Hause noch ausschließlich im Büro arbeiten. Sie wünschen sich die Freiheit, je nach Aufgabe und Situation den passenden Arbeitsort zu wählen. Ruhige Homeoffice-Tage eignen sich für konzentrierte Aufgaben, dagegen fördern Bürotage den Teamgeist und spontane kreative Ideen.
Gerade jüngere Generationen – vor allem Millennials und Gen Z – suchen in ihrem Job mehr als nur finanzielle Sicherheit. Sie möchten eine sinnvolle Tätigkeit ausüben, die zu ihren persönlichen Werten passt und gesellschaftlichen Mehrwert schafft. Wer nach außen Werte kommuniziert, muss sie auch intern leben. Greenwashing oder leere Versprechungen werden schnell durchschaut und können dem Image schaden.
Nachhaltigkeit ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern wird immer wichtiger. Kunden, Investoren und Mitarbeitende erwarten, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen – ökologisch, sozial und wirtschaftlich. Das bedeutet konkret Ressourcenschonung, klimafreundliche Produktion, nachhaltige Lieferketten, faire Arbeitsbedingungen, Diversität und Inklusion. Unternehmen, die sich frühzeitig mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, bleiben zukunftsfähig – denn Kunden und Mitarbeitende werden zunehmend bewusster in ihren Entscheidungen.
Ist New Work wirklich so neu oder ist es einfach eine logische Weiterentwicklung der Arbeitswelt? Tatsächlich gab es viele der New-Work-Prinzipien schon in früheren Jahrzehnten. Bereits in den 1970er Jahren experimentierten Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeiten (Gleitzeitmodelle), wohingegen selbstorganisierte Teams in der Handwerksbranche oder in Start-ups nichts Ungewöhnliches sind. Zu guter Letzt haben technologische Innovationen wie E-Mail und Videokonferenzen Arbeitsprozesse bereits in den 1990ern verändert.
Neu ist allerdings die konsequente Umsetzung dieser Prinzipien auf breiter Ebene und die gesellschaftliche Erwartungshaltung an Unternehmen, Arbeitsbedingungen zu modernisieren. Gerade für Gründer bietet New Work enorme Chancen, ein attraktives und zukunftsfähiges Arbeitsumfeld zu schaffen. Doch welche Elemente der „Old Work“ bleiben bestehen, was wird verschwinden und welche Trends können wir in Zukunft erwarten?
Während „New Work“ oft als radikale Umgestaltung der Arbeitswelt verstanden wird, gibt es zahlreiche bewährte Prinzipien aus der „Old Work“-Welt, die weiterhin relevant bleiben – und das aus gutem Grund. Trotz flexiblerer Strukturen, Remote-Arbeit und agiler Methoden sind einige Grundpfeiler des klassischen Arbeitsmodells nach wie vor essenziell für Stabilität und Erfolg.
Klare Strukturen und Prozesse sind und bleiben das Rückgrat jedes Unternehmens, denn völlige Selbstorganisation birgt Risiken, insbesondere in wachsenden oder komplexen Organisationen. Ohne eindeutige Verantwortlichkeiten und strukturierte Entscheidungswege kann es schnell zu Unklarheiten, Verzögerungen oder ineffizienten Abläufen kommen.
Moderne Unternehmen kombinieren daher oft die Flexibilität agiler Methoden mit bewährten Prozessen aus der „Old Work“-Welt, um ein stabiles Fundament für Innovation und Wachstum zu schaffen. New Work auf lebenslanges Lernen setzt, aber das Konzept ist keineswegs neu. Schon in der „Old Work“-Welt waren Meisterlehren, Fortbildungen und langjährige Berufserfahrung von zentraler Bedeutung und das bleibt auch in Zukunft so.
Digitalisierung und Automatisierung verändern zwar die Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Kunden interagieren, in dem Chatbots und Self-Service-Portale viele Aufgaben übernehmen, doch eines bleibt konstant: Der Kunde steht im Mittelpunkt. Individuelle Beratung und maßgeschneiderte Lösungen können nicht komplett durch digitale Prozesse ersetzt werden. Es ist der persönliche Kontakt, der Vertrauen und Kundenbindung schafft, speziell in Branchen mit erklärungsbedürftigen Produkten oder Dienstleistungen.
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert und was früher als Standard galt, ist heute nicht mehr zeitgemäß. Die Digitalisierung, veränderte gesellschaftliche Werte und neue Anforderungen an die Work-Life-Balance sorgen dafür, dass einige Konzepte der „Old Work“-Welt keinen Platz mehr in der modernen Arbeitswelt haben. Dazu gehören:
Nicht alles aus der „Old Work“-Welt ist überholt – allerdings passen einige Konzepte nicht mehr zur modernen Arbeitsrealität. Unternehmen, die sich der Entwicklung anpassen, profitieren von motivierten Mitarbeitenden, effizienteren Arbeitsprozessen und einer größeren Attraktivität für neue Talente. Der Wandel bringt Herausforderungen, aber vor allem viele Chancen für eine dynamischere, flexiblere und menschlichere Arbeitswelt.
Die Arbeitswelt entwickelt sich ständig weiter. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Prinzipien der „Old Work“ überflüssig werden. Klare Strukturen, fachliche Weiterbildung und Kundenorientierung bleiben die Basis für wirtschaftlichen Erfolg. Die Herausforderung besteht darin, das Beste aus beiden Welten zu vereinen: die Flexibilität und Innovationskraft von „New Work“ mit den bewährten Grundlagen von „Old Work“. Nur so kann eine nachhaltige und zukunftsfähige Arbeitskultur entstehen.
Bild: Adobe Stock © peopleimages.com