„Versicherer müssen Häfen statt Schnellbote bauen. Sie müssen nicht zum Startup werden, sondern mit Ihnen kooperieren.“ – Emmanuel Issagholian von der Gothaer Versicherungen
Am 18. Mai fand im STARTPLATZ Köln die InsurTech Konferenz satt, bei der Experten aus verschiedenen Unternehmen zeigten und erklärten, was InsurTech überhaupt ist, wie weit die Versicherungswirtschaft bereits digitalisiert ist und wo dort Chancen und Risiken lauern.
Lorenz Gräf, Gründer und Geschäftsführer vom STARTPLATZ, hat die Konferenz mit einer Begrüßung und lockeren Vorstellungsrunde eröffnet. Jeder der knapp 100 Teilnehmer hat sich anhand von zwei Hashtags kurz vorgestellt.
Anschließend ging es auch schon direkt los mit dem ersten Speaker. Dominik Groenen von flypper erzählte von seinem spannenden Werdegang. Er hat insgesamt 12 Firmen gegründet und drei davon erfolgreich verkauft. Sein aktuellstes Projekt ist flypper. Er ist der Meinung, dass „Versicherung immer noch ein persönliches Thema ist, für das man auch einen persönlichen Ansprechpartner haben muss“. Der Begriff persönlich ist für ihn jedoch flexibel definierbar. Das kann in Form von Sykpe, Telefon oder auch ein tatsächliches Treffen sein. Denn so digital die Versicherung auch sein mag, der Kunde ist es nicht, deswegen muss man ihn dort abholen, wo er gerade steht und so flexibel sein, wie er es in den nächsten Jahren benötigt. Denn „der Erfolg eines neuen Versicherers ist die Interaktion mit seinen Kunden“.
Weiter ging es mit Matthias Maslaton von der ARAG und Stefan Graunke von ubirch. Gemeinsam haben sie einen Smart Contract über die Blockchain laufen lassen. Die gesamte Konferenz über haben kleine Sensoren die Luftqualität gemessen und die jeweiligen Daten an die Blockchain gesendet. Für jede Minute, die die Luftqualität schlechter war als ein vorab abgestimmter Wert, hat die ARAG jedem Teilnehmer der Konferenz 10 Cent ausgezahlt. Am Ende der Konferenz waren alle Portemonnaies um 1,40 Euro schwerer. Außerdem thematisierte Matthias Maslaton noch das Thema künstliche Intelligenz. Er denkt, dass „es nicht mehr lange dauern wird, bis das Callcenter perfekt antworten wird und man sich hinterher denken wird ‚mensch, der war aber nett‘ und in Wirklichkeit hat man mit einem Computer gesprochen“.
Danach haben Hermann Ballé von der TIMETOACT GROUP und Ralf Doemgens von IBM ihren super Computer Watson vorgestellt. Spezielle Anwendungsfelder für Versicherungen sind hier Semantische Textanalysen, Chatbots, Trend Analytics und Bilderkennung.
Daraufhin hat Hamid Hosseini einen Einblick in die Welt der Plattformökonomie gegeben. Hamid hat sich darauf spezialisiert, Methoden aus dem Silicon Valley nach Deutschland zu bringen und freut sich darüber, dass „Deutschland langsam aufwacht und sich die Märkte verändern“.
Kurz danach stieg Dieter Fromm von moneymeets mit ins Thema ein und erzählte von seiner Mission, eine digitale Finanzplattform als Alternative für klassische Finanz- und Versicherungsberatung zu schaffen. Seine Lösung für die Digitalisierung ist es, erst einen Überblick zu gewinnen, daraufhin die Ziele zu bestimmen, Lösungen zu finden und zu guter Letzt eine kostengünstige Umsetzung zu ermöglichen.
Emanuel Issagholian stellte eine spannende Digitalisierungsstrategie der Gothaer und Kooperationen zwischen Startups und Versicherungen vor. Er erzählte, dass sie in den Bereichen Vertrieb, Betrieb sowie Lebensversicherung/Krankenversicherung und Komposit Platz für Startups haben. Zudem erläuterte er die Schieflage zwischen Startups und Versicherungsunternehmen. Beide Seiten können voneinander lernen und profitieren. Startups bringen Optimismus, Spontanität und agile Arbeitsmethoden mit in die Kooperation. Versicherungsunternehmen hingegen bringen Realismus, Regulatorik, Wissen in Sachen Projektmanagement und Meilensteinplanung mit.
Marcus Wannack und Michael Witke von der BaFin erklärten detailliert alle juristischen und kaufmännischen Schritte, die man benötigt um eine zulässige Versicherung zu gründen.
Das wohl größte Engagement zeigte David Zahn von ifinance, der sich am vorherigen Tag den Arm gebrochen hat und trotzdem referierte. Er erzählte davon, was Digitalisierung eigentlich nicht ist und zeigte die wahren Probleme der Branche auf. Beispielsweise Daten, Automatisierung und Produkte die einfach nicht fürs www geeignet sind. Er gab einen guten Überblick darüber, wie alles miteinander Verbunden ist: Kosten runter – Flexibilität und Kundennutzen hoch – neue Nutzergruppen – Bessere Daten – Raketenwirtschaft – Automatisierung. Das alles muss Stück für Stück passieren und nicht zu überstürzt.
Abschließend fasste er nochmal zusammen „Wer 2017 noch arbeitet wie 1997, der sollte nicht versuchen, Technologie aus 2027 zu etablieren“.
Nachdem Stefan Graunke ein kurzes Update zu der Luftqualität gegen hat, hat er die Blockchain näher erklärt. Anschließend kam Lennart Wolf von AppSichern auf die Bühne. Das Unternehmen ist derzeit im PlugandPlay TC Accelerator im Silicon Valley dabei. Er erzählte sowohl von seinen Learnings als auch von Plänen für die Zukunft.
Der krönende Abschluss der Konferenz war die Podiumsdiskussion, in der unter anderem Definitionen, Zahlen und Fakten und die Entwicklung diskutiert wurde.