- Thursday, 21.11.24, 11:00 - 12:30 Uhr
- Remote per zoom call, Online
- Jakow Smirin
26. Juni 2023, 14:01 :: Allgemein | Startups
Autor: Verena Dreiberg
Die Unterschiede zwischen einem Selbstständigen und einem Angestellten sind bekanntlich sehr vielfältig – und machen auch nicht beim Thema Altersabsicherung halt. Dabei herrschen für Angestellte ziemlich sorglose Zustände vor: In die staatliche Rentenversicherung zahlt sowieso praktisch jeder automatisch ein. Und obendrein gibt es noch verschiedenste Optionen der zusätzlichen Absicherung über die betriebliche Altersvorsorge – nebst solchen „Klassikern“ wie die Riesterrente.
Für Selbstständige und Freiberufler sieht es hingegen gänzlich anders aus. Bis auf einige Ausnahmen gilt hier die Regel, dass jeder für seine Altersabsicherung selbst aufkommen muss. Ein Problem, denn in der Gründungsphase und danach werden solche Themen gerne ausgeblendet – selbst wenn der Gründer kein Twenty-Something ist, der noch Jahrzehnte vom Ruhestand entfernt ist. Zunächst soll das Business laufen und die Umsätze stimmen.
Allerdings: Selbst der beste Selbstständige kommt irgendwann einmal in diesem Alter. Dann ist es gut, sich frühzeitig gekümmert zu haben – doch wie?
Festangestellte werden im Unternehmen pflichtversichert. Dies beinhaltet zusätzlich zur Arbeitslosen- und Krankenversicherung auch die Einzahlung in die deutsche Rentenversicherung. Den meisten Selbstständigen ist es in Deutschland freigestellt, ob sie sich für das Alter absichern. Auch wie sich Selbstständige absichern, bleibt ihnen in der Regel selbst überlassen. Leider führt die Freiwilligkeit der Absicherung dazu, dass ein großer Teil der Selbstständigen im Alter nicht genügend Geld zum Leben hat. Von einer Altersarmut sind besonders die Solo-Selbstständigen betroffen, da sie ein eher niedriges und unregelmäßiges Einkommen haben. Wie bei den Angestellten haben bei den Selbstständigen und Freiberuflern im Alter eher Frauen eine Rentenlücke und sind von Altersarmut bedroht. Diese Rentenlücke gilt es zu schließen.
Damit sich die Situation für Selbstständige im Alter ändert, wird in der Politik seit geraumer Zeit eine Rentenversicherungspflicht diskutiert. Mit dieser Versicherungspflicht wären dann alle Menschen in Deutschland verpflichtet, für das Alter und ihre Rente vorsorgen. Bei einigen Fachleuten ist die Versicherungspflicht für Selbstständige umstritten. Außerdem weiß noch niemand genau, wie das System zur Einzahlung gestaltet werden soll. Politik und Fachleute sind sich allerdings weitestgehend einig, dass es höchste Zeit ist, dass eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige auf den Weg gebracht werden muss. Als Selbstständiger oder Freiberufler solltest du allerdings nicht auf eine Entscheidung der Politik warten. Schon heute solltest du an später denken und dich absichern. Je früher mit einer Art der Rentenversicherung begonnen wird, desto kleiner ist die Möglichkeit, dass im Alter eine Rentenlücke entsteht.
In Deutschland sind viele Selbstständige in den sogenannten kammerfähigen, freien Berufen tätig. Diese Freiberufler sind über die berufsständischen Versorgungswerke rentenversichert. Zu diesen Berufsgruppen zählen zum Beispiel Ärzte, Apotheker, Architekten, Notare und Juristen. Auch Steuerberater, vereidigte Buchprüfer, Ingenieure und Psychotherapeuten werden zu diesen Berufsgruppen gezählt. Wer sich für einen dieser Berufe entschieden hat und selbstständig arbeitet, ist aufgrund der Kammerpflicht automatisch ein Mitglied seiner Berufskammer. Für diese Kammermitglieder besteht in der Versorgungseinrichtung eine Versicherungspflicht. Die Renten werden aus den Mitgliedsbeiträgen der Berufskammer gezahlt. Je nachdem, zu welcher Berufsgruppe der Freiberufler zählt, können unterschiedlich hohe Beiträge anfallen. Zusätzlich zur Altersvorsorge bieten die berufsständischen Versorgungswerke Leistungen wie die Hinterbliebenenvorsorge und eine Absicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit an.
Die Höhe der monatlichen Rücklage für das Rentenalter ist zuerst einmal vom Einkommen des Selbstständigen abhängig. Dazu kommt selbstverständlich der eigene Anspruch, den du als Rentner im Alter hast. Selbstständige streben meist auch im Alter einen höheren Lebensstandard an. Es gibt übrigens auch keine pauschalen Aussagen darüber, wie hoch die monatlichen Rücklagen für das Rentenalter sein sollten. Experten gehen davon aus, dass ein fester Anteil von etwa 30 Prozent des monatlichen Einkommens ausreichend sei, um fürs Alter vorzusorgen. Für eine genauere Aussage dazu sind aber die Geschäftsmodelle und auch die Lebensverhältnisse der Selbstständigen zu unterschiedlich.
Damit sich die Rücklagen für das Alter bis zum Rentenbeginn im besten Fall noch vermehren, gibt es für Selbstständige unterschiedliche Anlageformen für die Altersvorsorge. Zu den bekanntesten Anlageformen für Selbstständige zählt die sogenannte Rürup-Rente. Bei dieser Basis-Rente hilft der Staat den Selbstständigen, um für das Alter vorzusorgen. Die Beiträge, die du in das Rentenmodell einzahlst, werden vom Staat subventioniert. Die Förderung bei der Rürup-Rente besteht ganz allein aus steuerlichen Vorteilen. Einen staatlichen Zuschuss, wie ihn die unteren Einkommensgruppen bei der Riester-Rente erhalten, gibt es für Selbstständige nicht. Kommt die Rürup-Rente im Alter zur Auszahlung, werden die Bezüge besteuert. Bei einem Renteneintritt im Jahr 2023 werden 83 Prozent der Rente besteuert. Die restlichen 17 Prozent sind steuerfrei. In den kommenden Jahren soll die Besteuerung auf 100 Prozent angehoben werden.
So wie Selbstständige ein freiwilliges Mitglied der Krankenkasse werden können, ist auch eine freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung möglich. Auf diese Weise können Selbstständige die gleichen Ansprüche auf Versorgungsleistungen erwerben, wie sie Arbeitnehmern zustehen. Das Besondere an der gesetzlichen Rentenversicherung sind die sehr geringen Kosten und eine Rendite von 2 bis 3 Prozent. Einige Berufsgruppen, wie beispielsweise Künstler, Publizisten, Journalisten oder Handwerker sind jetzt schon in der gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert. Selbstständige, die nicht unter die Versicherungspflicht fallen, können sich für die »Versicherungspflicht auf Antrag« oder die »freiwillige Versicherung« entscheiden. Welche Versicherung für dich ideal ist, kann die Rentenversicherung in einem Beratungsgespräch klären.
Das Pendant zur gesetzlichen Rentenversicherung ist selbstverständlich die private Rentenversicherung. Diese privaten Versicherungen für Selbstständige sind eng verwandt mit Lebensversicherungen. Die Policen unterscheiden sich untereinander durch ihre Flexibilität, Rendite und die Kosten. Diese eher klassische Form der Altersvorsorge für Selbstständige darfst du nicht mit fondsgebundenen Rentenversicherungen verwechseln. Diese Form der Altersvorsorge ist nur formal mit einer privaten Rentenversicherung vergleichbar. Die Versicherung ähnelt eher einem Fondssparplan, bei dem du als Anleger auch das komplette Anlagerisiko trägst. Obwohl diese Anlagefonds breit aufgestellt sind, kann es zu einem Kapitalausfall kommen. Eine garantierte Mindestrente, wie es die private Rentenversicherung vorsieht, steht dir bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung nicht zu. Eine private Rentenversicherung als einzelne Altersvorsorge ist allerdings auch nicht das Gelbe vom Ei. Der sogenannte Garantiezins liegt aufgrund der momentanen Zinspolitik sehr niedrig. Zurzeit beträgt der Zinssatz bei fast allen Versicherungen etwa 0,25 Prozent. Trotz der meist langen Laufzeit einer privaten Rentenversicherung erwirtschaften die Einzahlungen nur einen sehr geringen Ertrag.
Immobilien sind bei Selbstständigen als Altersvorsorge sehr beliebt. Das sogenannte »Betongold« kann daher durchaus zu den klassischen Vorsorgemöglichkeiten gezählt werden. Nach einer erst kürzlich vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales durchgeführten Untersuchung haben etwas mehr als zwei Drittel aller Unternehmer und Unternehmerinnen mit Beschäftigten einen Grundbesitz. Bei den Solo-Selbstständigen waren es auf Anfrage mehr als 50 Prozent. Große Teile dieser Immobilien sind laut den Angaben der Selbstständigen vollkommen getilgt. Nachgefragt wurden Immobilien, die als tatsächlicher Besitz als Grund und Boden zur Verfügung stehen, sowie Immobilienfonds, die als Anteile in einem Portfolio vorhanden sind. Mit einer Immobilie im Hintergrund musst du im Alter keine Miete mehr bezahlen und bist vor Mieterhöhungen geschützt. Der Vorteil von Fondsanteilen für Immobilien liegt darin, dass du mit viel geringeren Summen auskommst, als wenn eine komplette Immobilie gekauft wird. Auch mögliche Rechtsstreitigkeiten mit Mietern sowie Sanierungen und Renovierungen entfallen bei Fondsanteilen. Nachteilig sind allerdings geschlossene Fondsanteile, da sie meist als hochspekulativ eingestuft werden.
Es ist sehr wichtig, dass du schon zu Beginn deiner Selbstständigkeit an die Rente denkst. Je früher du die Altersvorsorge in Angriff nimmst, desto besser ist die Absicherung im Alter. Da die Altersvorsorge in vielen Branchen und Berufsgruppen individuell geplant werden kann, ist die Mithilfe eines Finanzexperten von Vorteil. Auch viele Steuerberater können dir in diesem speziellen Thema kompetent weiterhelfen. Falls du in einer Berufsgruppe tätig bist, die eine Pflichtversicherung vorschreibt, kann es trotzdem nicht schaden, sich zusätzlich abzusichern. Auch zu diesen Themen helfen Fachleute mit einer Beratung gerne weiter.