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18. Oktober 2016, 15:06 :: Allgemein
Autor: Victoria Blechman
Überall spricht man von der digitalen Transformation. Wer Latein in der Schule hatte, wird sich erinnern: Transformation kommt von „transformare“ und heißt „umformen“. Demnach stecken wir in einer digitalen Umformung. Aber was ist damit gemeint? Und was hat das mit Bildung zu tun?
YouTube ist längst zur Fundgrube für Schüler und Studenten geworden. Schüler versorgen sich mit kostenlosen Nachhilfevideos. Die klassische Nachhilfe transformiert und wird digital. YouTube Videos können beliebig häufig abgespielt werden – bis man es versteht. Die Grenzkosten gehen dabei gegen null und die Wertschöpfungskette verschiebt sich. Geld verdient man mit Werbung und Upsell. Das Angebot ist vielfältig und steigt täglich. Der YouTuber DorFuchs etwa singt Binomische Formeln. Die Frage lautet nicht, ob ein Didaktiker seinen Daumen darüber hebt oder senkt. Entscheidend ist: hilft es dem Lerner? Die Antwort finden wir in der Lernpsychologie. Lernen ist dann effektiv und effizient, wenn der Lerner selbstbestimmt (Deci/Ryan) und konstruktivistisch vorgeht.
Nun transformiert nicht nur die Nachhilfe. Auf EdX etwa findet man hochwertige Bildung auf Universitätsniveau. Der Gang in den (überfüllten) Hörsaal entfällt. Man lernt wenn es zeitlich passt. Und wer möchte vom heimischen Sofa aus. Neben EdX gibt es viele weitere Anbieter. Und täglich kommen welche hinzu. Der Lerner wählt aus, so wie es seinem Wissensdurst entspricht. Vielleicht reicht ihm gerade ein Wikipedia-Artikel oder er wird fündig mit einem Nanodregree-Angebot. Wenn der Lerner selbstbestimmt aus einer Fülle an Lernangeboten auswählen kann, welche Bedeutung hat dann noch eine Didaktik? Sind Curricula und klassische Hochschulabschlüsse noch zeitgemäß, wenn wir Wissen aktuell und bedarfsorientiert erschließen können?
Die digitale Transformation betrifft auch die betriebliche Bildung. Professionell erstelltes E-Learning ist kostspielig. Für den Compliance-Bereich ist das sicher sinnvoll. Eine effektive und effiziente Mitarbeiterentwicklung wird darüber hinaus aber nur schwer erreicht. Der Nürnberger-Trichter funktioniert nicht. Und die Lernpsychologie unterscheidet nicht in Studenten oder Mitarbeiter. Enge Entwicklungsvorgaben sind ineffektiv und formale Bildung ineffizient. Die Chancen liegen in einem Ermöglichungsrahmen, einer hohen Vernetzungsdichte und im Mitmachen („Prosument“). Austauschen, Zusammenarbeiten und Netzwerken sind Zutaten einer Mitarbeiterbildung von morgen. Das mit dem Handy gedrehte Tutorial für den Kollegen aus der anderen Abteilung ergänzt das „klassische E-Learning“, welches Wissen im „Slideshow“-Stil vorgibt ohne die konstruktivistischen Aneignungsprozesse des Lerners zu berücksichtigen. Das wirft die Frage auf, was Wissen mit Können zu tun hat. Performance misst sich an Selbsthandlungsdispositionen, womit wir bei Kompetenzen sind. Und Human Ressource (HR) entwickelt diese nicht selten intuitiv. Big Data-Analytics hingegen erkennt Muster und leitet Vorhersagen datengetrieben und belastbar ab. Analysiert man etwa die Daten aus dem Personalwesen, ergeben sich neue Möglichkeiten einer Mitarbeiterentwicklung und mögliche Wettbewerbsvorteile.
Die digitale Transformation verändert die Bildung. Sie ist nichts Abstraktes, sondern betrifft jeden ganz konkret – ganz gleich ob Schüler, Student, Mitarbeiter oder Unternehmer. Und wie genau wollen wir gemeinsam in der Veranstaltung Education 2.0 am 24.10. im Fishbowl-Format diskutieren.
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